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Stadt kümmert sich
nicht um eigene Mauer

Pächterin Johanna Pohlmann findet das »grausam«


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Schildesche (WB). Wer an der Voltmannstraße das Haus mit der Nummer 179 passiert, muss damit rechnen, dass ihm Steine auf die Füße fallen. Die Mauer, die das Grundstück von Johanna Pohlmann begrenzt, gehört der Stadt. Die sieht sich aber nicht in der Verkehrssicherungspflicht.
»Es ist grausam«, so die Rentnerin zum WESTFALEN-BLATT. Bis Mitte der 1990er Jahre habe alles wunderbar geklappt. Ein Anruf bei der Stadt, schon seien wenig später die Gärtner gekommen, hätten die Bäume beschnitten und auch die mit Holzbrettern stabilisierte Wand aus Steinen schon repariert.
»Die Hecke haben sie 2002 einmal geschnitten, dann war Schluss«, ärgert sich die Bielefelderin. Jetzt sei alles verunkrautet und voller Schnecken. Briefe an den Oberbürgermeister haben nicht gefruchtet. Rein rechtlich gehört fast der gesamte Vorgarten der Stadt. »Dann soll sie auch die Mauer in Ordnung bringen«, findet Johanna Pohlmann, die ihren Garten seit 27 Jahren unentgeltlich nutzt. Die heute 80-Jährige hatte das Haus mit Wiese und Hühnern einst erworben, ohne zu ahnen, dass ihre Mitarbeit als Pachtzins betrachtet wird. Inzwischen sind etliche Häuser dazu gekommen, hat sich das Wohngebiet in Gellershagen erheblich erweitert. Von einer geglückten Erschließung des hinteren Wohnbereichs kann laut Pohlmann aber nicht die Rede sein. »Das Wasser läuft nicht ab, der Regen fließt ständig auf mein Grundstück«, sagt sie. Das Liegenschaftsamt der Stadt hatte ihr schon 1980 mitgeteilt, dass man während der Überlassungszeit des Gartens keine Haftung für die Grundstücksfläche übernehme. Es sei denn, sie zahle 110 Euro im Monat als Pachtzins, dann werde man die Mauer abbrechen und durch einen Zaun ersetzen lassen.
»Früher konnte man mit den Leuten noch reden«, so die Bielefelderin verbittert, »jetzt meinen sie im Rathaus, sie hätten die Macht. Warum kann das nicht Hand in Hand gehen?«, fragt sie.
Die Stadt Bielefeld beharrt auf ihrem Grundstück, weil sie es eventuell noch für den Ausbau der Voltmannstraße braucht. Der Zaun, so Pressesprecherin Margit Schulte Döinghaus, sei einmal aus »Kulanz« repariert worden. Außerdem gelte das Angebot, den Garten in städtisches Grün umzuwandeln und mit Rasen einzusäen.

Artikel vom 31.08.2006