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Die »grünen Jungs« eroberten Stuttgart


Stuttgart (WB/fwk). Trinkfest und sangeslustig hatte die Eroberung Stuttgarts durch die Iren schon früh begonnen. »Hundertschaften«, so hieß es, hätten bereits am Freitagabend das Degerloch bevölkert, in dem die Kickers in der Regionalliga aufspielten. Anderntags glich die Fußgängerzone der Stadt einem »Grüngürtel«. Als »grüne Jungs« besingen sie sich selbst, und das taten sie inbrünstig, als sie sich eng an eng in die Wagons der Linie U 11 schoben, die die Fußball-Fans an Spieltagen bis hinaus zum Gottlieb Daimler-Stadion bringt.
Das 0:1 nahmen sie ehrenvoll hin, nur einer grollte. Darum musste Trainer Steve Staunton den Stadiontunnel aufsuchen. Der spanische Schiedsrichter Cantalejo hatte ihm wegen Meckerns und Ballwegtretens die Rote Karte gezeigt. Die Rekonstruktion des hitzigen Wortgefechts mit dem Unparteiischen war Staunton hinterher nicht mehr möglich: »Ich spreche kein Spanisch.« Und dass er den Ball wegtrat... »ich trete an jeden Ball«, rechtfertigte er sich. Auch mit einer Wasserflasche soll Staunton geworfen haben, dies hielt der aufgebrachte Coach für eine glatte Fehldeutung: »Die habe ich doch nur fallen gelassen.«
Entschädigt für den Platzverweis und die Niederlage, der sicher eine Strafe der UEFA nach sich zieht, wurde der Ex-Verteidiger des FC Liverpool durch die Vorstellung seiner Mannschaft: »Die Jungs haben ihrem grünen Trikot Ehre gemacht.« Das stimmte, auch wenn die Offensivabteilung nicht viel Ermutigendes zu Stande brachte. Das 0:0 hätte Torhüter Shay Given beinahe im Alleingang gerettet, aber dann lenkte Robbie Keane Lukas Podolskis Freistoß ab. Given war so machtlos, dass es sich nicht mal lohnte, zu klagen: »Der Ball hätte sonstwo hingehen können, aber zu Deutschlands Glück landete er in der Ecke. So geht es eben an manchen Tagen.«

Artikel vom 04.09.2006