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Bremsen fängt bereits im Kopf an

ADAC-Verkehrstraining »Achtung Auto« an der Hans-Ehrenberg-Schule

Sennestadt (ptr). Reifen quietschen, der Motor heult bedrohlich, es riecht nach verbranntem Gummi. An den Kindern der Klasse 5 b von der Hans-Ehrenberg-Schule (HES) schießt ein grünes Auto vorbei, verlangsamt nur kurz die rasante Fahrt, um plötzlich bei knapp 30 Stundenkilometern eine abrupte Vollbremsung hinzulegen.

Am Steuer des Fahrzeugs sitzt ADAC-Trainer Robert Perschke und erläutert seinen vier jungen Beifahrern: »Diese Übung dient dazu, euch zu zeigen, wie wichtig es ist, sich im Auto immer gut anzuschnallen.« Eine Notwendigkeit, die die Kinder längst verinnerlicht haben. Fast alle haben schon einmal einen Unfall miterlebt oder zumindest davon erzählt bekommen. Malte (10) bringt es auf den Punkt: »Wenn man bei einem Unfall mit 50 Stundenkilometern - ohne angeschnallt zu sein - auf das Armaturenbrett knallt, ist das wie ein Sprung vom Zehn-Meter-Turm ohne Wasser. Das hat mir mein Vater erzählt.«
Die Vollbremsung ist nur ein Teil von Perschkes Programm mit dem Titel »Achtung Auto«, das an der HES zum ersten Mal für die Schüler der fünften Klassen angeboten wird. Darin geht es um kritische Situationen im alltäglichen Straßenverkehr, um das frühzeitige Erkennen von Unfallgefahren und möglichst vorausschauendes Handeln.
»Ein sicherer Schulweg fängt mit einem gesunden Frühstück an«, sagt Perschke. Schließlich verfüge der Mensch über zwei verschiedene »Bremsen«: Die erste sei das Gehirn, das eine Gefahr rechtzeitig erkenne. Erst im zweiten Schritt komme der Befehl an die Füße, stehen zu bleiben. »Damit das gut klappt, muss der Kopf morgens Futter kriegen. Das ist wie beim Auto: Ohne Benzin geht da auch nichts.«
Neben der Theorie gibt es für die Kinder zwischendurch praktische Übungen: Aus vollem Lauf sollen sie versuchen, genau auf einer aufgemalten weißen Linie zu stoppen. Und wie lang ist eigentlich der Bremsweg eines Autos, wenn es mit 50 Stundenkilometern eine Vollbremsung macht? Die Schätzungen reichen von etwa einem bis zu zehn Metern. Dass es sogar zwölf Meter sind, demonstriert Perschke mit seinem Auto vor den Augen der Kinder. »Der gesamte Anhalteweg ist noch länger«, erklärt er. Denn hier sei zusätzlich der Reaktionsweg von etwa 14 Metern zu berücksichtigen. Entsprechende gelte die Formel: Reaktionsweg (14 Meter) + Bremsweg (zwölf Meter) = Anhalteweg (26 Meter).
»Wenn ihr nicht genau abschätzen könnt, ob ihr sicher über die Straße kommt, wartet lieber ein bisschen länger«, rät Perschke den Kindern. Wichtig sei, für den Schulweg immer genug Zeit zu haben, denn: »Wer hetzen muss und unter Druck steht, macht Fehler, und die können im Straßenverkehr lebensgefährlich sein. Also geht abends früh ins Bett, damit ihr morgens rechtzeitig aus den Federn kommt.«

Artikel vom 31.08.2006