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Die Krönung für
Werth und Wittig

Doppelgold und Bronze in Aachen

Von Mareike Mimberg
Aachen/Rhaden (WB). Vom Dienstag bis Samstag vergangener Woche reichten die Dressurwettbewerbe bei den Weltreiterspielen in Aachen. Mit dabei auch ein Ostwestfale, Wolfram Wittig aus Rahden/Wehe (Kreis Minden-Lübbecke).

Seit vier Jahren ist der 48-jährige gebürtige Bayer Trainer der erfolgreichsten Dressurreiterin aller Zeiten, Isabell Werth. Nachdem diese ihren langjährigen Trainer Dr. Uwe Schulten-Baumer nach 17 Jahren verlassen hatte, wurde Wittig ihr Coach und Begleiter.
Auf seiner Anlage in Rahden betreibt der Pferdewirtschaftsmeister mit Ehefrau Brigitte einen äußerst erfolgreichen Dressurausbildungsstall. Mit seinem selbstgezogenen Hengst Breitling reitet er selbst erfolgreich Grand Prix und Grand Prix Spécial. So gewann er im Jahr 2001 schon die Bronzemedaille auf den Deutschen Meisterschaften. Bemerkenswert auch der züchterische Erfolg. Selbstgezogene Nachkommen werden bis zur schweren Klasse ausgebildet und laufen erfolgreich im Sport.
Doch nun folgte in Aachen eine weitere Krönung, die der Zusammenarbeit mit Isabell und ihren Pferden. Wenige Tage vor den Weltreiterspielen verletzte sich noch Topferd »Hannes« (Wer ruft sein Pferd auf der Weide schon »Warum nicht«?) am Fesselkopf und konnte nicht eingesetzt werden, so musste Satchmo ran.
Was zunächst nach einem Rückschlag aussah, sollte sich als Glücksfall für das Team Werth und Wittig herausstellen, denn schon am Mittwoch führten die beiden als Schlussreiter das deutsche Team zum Gold. »Dass er sich hier so souverän präsentierte, bedeutete uns schon sehr viel«,resümierte Wittig am Mittwoch. Doch am Freitag übertraf »Satchie«, an den viele nicht mehr geglaubt hatten, jegliche Auftritte, die er je im Grand Prix Spécial abgeliefert hatte. Mit einem Traumergebnis von 79,480 Prozentpunkten ließ Isabell Werth die Konkurrenz weit hinter sich. Selbst die Olympiasiegerin Anky van Grunsven, die im Vorfeld als Favoritin gehandelt wurde, konnte nicht mithalten. Sie erreichte mit Salinero 77,8, Silber in der Endabrechnung. Wittig und Werth strahlten über das ganze Gesicht. »Ein toller Auftritt. Aber entscheidend ist, dass wir die hohen Erwartungen erfüllt haben«, so Wittig.
Lange haben die zwei und auch seine Besitzerin Madeleine Winter-Schulze an dieses Pferd geglaubt und in Aachen hat er nun endlich sein volles Potenzial abgerufen und bewiesen, was in ihm steckt. Kaum ein Auge blieb trocken, als Isabell Werth vor 45 000 Zuschauern die Medaille um den Hals gehängt wurde. Eine sehr emotionale und freudentränenreiche Woche ging für das Trio dann am Samstag abend zu Ende. In der abschließenden Kür brachten Isabell und Satchmo das Stadion noch einmal richtig in Wallung. Doch auch vor dieser Kulisse im Flutlicht hielten die Nerven und eine Bronzemedaille hinter der Holländerin Anky van Grunsven und dem Dänen Andreas Helgstrand sorgten für einen tollen Abschluss des Dressurevents bei den diesjährigen Weltreiterspielen. Für Wolfram Wittig und Isabell Werth waren diese Spiele sicherlich der großartigste Erfolg der bisherigen Zusammenarbeit, denn besser hätte es wohl nicht laufen können.
Das Erfolgsgeheimnis - sagen beide übereinstimmend - sei das »ruhige Training«. Isabell Werth: »Wolfram gibt mir viel Ruhe. Er hat sich sehr gut auf meine Reiterei eingestellt, versucht nie, mich umzubiegen. Er feilt an den Feinheiten, und wenn es Probleme mit einem Pferd gibt, diskutieren wir, tauschen uns aus und suchen nach Lösungswegen. Es ist eine optimale Zusammenarbeit.«

Artikel vom 02.09.2006