16.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Deutsche mussten nur Osteuropa verlassen

»Polen war nicht das Unschuldslamm«


Zu der Ausstellung »Erzwungene Wege« in Berlin (Thema Vertreibungen):
Die Ausstellung »Erzwungene Wege« stellt das Schicksal der vertriebenen Deutschen dar. Das offizielle Deutschland hatte bisher als einzigen Beitrag zu diesem Thema am 2. August 1955 bzw. am 28. Juli 1965 eine Briefmarke herausgegeben mit dem Aufdruck »Zehn (bzw. zwanzig) Jahre Vertreibung«. Die Deutschen wurden aus allen osteuropäischen Staaten vertrieben. Warum nicht auch aus Frankreich, Belgien, Niederlande?
Nur die Polen lamentieren wegen der Berliner Ausstellung. Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sie mehrfache Zielvorstellungen:
- Den Minderheiten sollte das Verbleiben in Polen unerträglich gemacht werden,
- das Staatsgebiet sollte möglichst um Danzig, Teile Oberschlesiens und Ostpreußens vergrößert werden,
- Deutschland sollte gezwungen werden, den Verlust seiner Ostgebiete in einem Vertrag anzuerkennen.
Um diese Ziele eines Tages durchsetzen zu können, wurde bereits zu Weimarer Zeiten mit Frankreich ein Angriffspakt geschlossen. Denn die Aussichten, einen Krieg gegen Deutschland an dessen Ostgrenze zu gewinnen, waren wegen der geringen Truppenstärke der Deutschen äußerst günstig. Allein Frankreich hatte es in der Hand, die aggressiven Polen zurückzuhalten. So schreibt Vansittart (britisches Außenministerium) in seinen Memoiren, die Polen hätten mindestens zweimal im Jahr in Frankreich nachgefragt, wann sie denn nun endlich losschlagen könnten, zuletzt nach der Rheinlandbesetzung.
Frankreich aber zierte sich wegen der möglichen politischen Verwicklungen. Als der deutsch-polnische Streit dann doch in einen Krieg zu münden schien, erklärte der polnische Botschafter in London: »Die Dinge entwickeln sich gut.« Polen wollte diesen Krieg und sollte sich endlich von seinen Befindlichkeiten verabschieden. Es ist nicht das Unschuldslamm, das es ständig herausstellt.
BERND FICHTNER33609 Bielefeld

Artikel vom 16.09.2006