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Hartz-IV-Unsinn durch größeren Unsinn lindern?

Kinder sollen arbeitslose Eltern unterstützen: Pofalla-Vorschlag ist doppelbödig


Der Vorschlag von CDU-Generalsekretär Pofalla, dass Kinder ihre arbeitslosen Eltern finanziell unterstützen sollen, ist doppelbödig. Nach der Analyse ist er strikt abzulehnen. Ordnungspolitisch sollte es CDU-Politik doch schätzen, wenn Familienmitglieder sich generationenübergreifend stützen, wirtschaftlich und seelisch. Nur: Unter ganz wesentlicher Mitwirkung der CDU wurde die Familie in den letzten 30 Jahren systematisch Schritt für Schritt steuerlich, sozialpolitisch und ideologisch in die Ecke gedrängt. Das Bundesverfassungsgericht hat den Zustand mehrfach deutlich gerügt.
Wie wird die Arbeitsleistung einer Hausfrau und Mutter bewertet? Wie viele hunderttausend Euro kostet es, mehrere Kinder großzuziehen und bis zur beruflichen Selbständigkeit zu begleiten? Wie erniedrigend muss der Titel »Nur-Hausfrau« auf diese Mütter wirken!
Im Gegensatz dazu sind ungezählte Hilfen des Staates dort, wo Menschen nicht in Familien leben, inzwischen so ausgeprägt, dass es finanziell viel vernünftiger ist, ohne die Bande einer Familie zu leben. Das geht hin bis zu den Kosten für das Wohnen in einem Altenheim. »Hartz IV« zahlt ja sogar die Wohnung für Kinder, die das Elternhaus verlassen.
Also: Ich bin dafür, dass Kinder ihre Eltern unterstützen, aber zunächst müssen die Familien vom Staat pro Person genauso viel erhalten wie alle anderen Leistungsempfänger auch.
Insbesondere die intakten Familien sind heute schon die Zahlmeister der Nation und erbringen für die Familienmitglieder untereinander wechselseitig Leistungen von unschätzbarem Wert, die keine Sozialkasse auch nur annähernd erbringen kann. Pofalla und die ihn tragenden Kräfte in der CDU erweisen sich als fehl am Platze, weil sie den Unsinn, der durch Hartz IV entstanden ist, durch noch größeren Unsinn lindern wollen. Dabei geht man politisch den feigen Weg der geringsten Widerstände, denn die Familien haben keine gut formierte und vor allem lautstarke Lobby in Deutschland. Wird die CDU bei ihrem weiteren Weg nach links mehr Stimmen gewinnen als verlieren?
FERDINAND KLINGENTHAL33098 Paderborn

Artikel vom 16.09.2006