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Kein Gummibär
an Terroristen

Sicherheit kostet Milliarden Euro

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). 40 000 Händler und Unternehmen stehen auf den Sanktionslisten der USA und der Europäischen Union. Zu ihnen ist jeder Geschäftskontakt verboten, weil sie dem terroristischen Umfeld zugerechnet werden.
Manfred F. Boes, Chef der Spediteure. Foto: Pierel

Nicht einmal Gummibärchen dürften an Osama bin Laden und seine Geldbeschaffer geliefert werden, sagte gestern Frank Laufert vom Zollkriminalamt Köln bei der IHK-Infoveranstaltung über die Terrorgefahr in der Wirtschaft, speziell in Spedition und Logistik. Damit Lastkraftwagen nicht als Transportmittel für Waffen oder gar als rollende Bomben missbraucht werden, haben die Vereinten Nationen und im Gefolge die USA und EU die Sicherheitsbestimmungen für den Warenverkehr verschärft.
Die Umsetzung der Anti-Terrorismusverordnungen in Europa werde die Spediteure einen »zweistelligen Milliardenbetrag« kosten, berichtete der Präsident des Weltverbandes der Spediteure FIATA, Manfred Boes aus Bielefeld. Die zusätzlichen Kosten müssten »in die Preise eingebaut« und somit an die Verbraucher weitergegeben werden.
Die Anti-Terrorismus-Verordnungen der EU seien keine Kann-Bestimmung, betonte IHK-Präsident Herbert Sommer. Wer sie ignoriere, riskiere Bußgelder bis zu 500 000 Euro und fünf Jahre Haft. »Da rollt eine neue Kostenlawine und noch mehr Bürokratie auf die Wirtschaft zu«, beklagte Sommer. Spediteure sollen künftig verstärkt den Ein- und Ausgang der Waren kontrollieren, die Produktionsanlagen besser abschirmen, die interne Software durch Firewalls vor Zugriff schützen, das Personal schulen und Gefahrenabwehrbeauftragte installieren. Wer dies tut, genießt künftig den Status des »zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten« oder des »bekannten Versenders«. Daraus erwüchsen handfeste Vorteile, erklärte Frank Laufert mit Blick auf das amerikanische Gegenstück »C-TPAT«. US-Unternehmen, die mit der Regierung diese Sicherheitspartnerschaft abgeschlossen haben, »bekommen ihre Ware schneller über den Zoll«.
Die EU-Kommission hat einen Entwurf für ein »Sicherheitsaudit« erarbeitet. Firmen, die sich der Prüfung unterwerfen, würden dann europaweit als »sichere Unternehmen« anerkannt, sagte Wolfgang Elsner aus der Generaldirektion Energie und Transport in Brüssel. Das EU-Parlament müsse dem Entwurf noch zustimmen. Trotz aller Mühen werde es »keine 100-prozentige Sicherheit« geben, befürchtet Spediteur Boes.

Artikel vom 31.08.2006