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Abfälle zu Wurst verarbeitet

Gefährliches Stichfleisch gelangte in Lebensmittelkette

Von Ernst-Wilhelm Pape
Essen/Vechta (WB). Der Großhändler Uwe D. aus Gelsenkirchen hat europaweit nicht nur mit verdorbenem Fleisch, sondern auch mit gesundheitsgefährdenden Schlachtabfällen gehandelt.

Aus Lieferscheinen und Zeugenaussagen gehe hervor, dass der unter Gammelfleisch-Verdacht stehende Großhändler auch sogenanntes Stichfleisch verkauft habe, sagte der Oldenburger Staatsanwalt Bernard Südbeck dieser Zeitung. Stichfleisch dürfe nicht in die Lebensmittelkette gelangen. Das Fleisch falle beim Schlachten an und könne mit Keimen hoch belastet sein.
Es bestehe ferner der Verdacht, dass auch Kunden des beschuldigten Großhändlers bewusst Stichfleisch zu Lebensmittel verarbeitet haben. So habe zum Beispiel eine Firma in Vechta Stichfleisch von D. erhalten, aufgetaut und daraus Fleisch- und Wurstwaren hergestellt, die vom Verbraucher verzehrt worden seien. Die Firmenverantwortlichen hätten erkennen müssen, dass es sich um gefährliche Schlachtabfälle handele. Die Firma hatte in den Jahren 2004 und 2005 52 Tonnen Ware von D. bezogen. Die meiste Ware war verbotenerweise Weise in einem Kühlhaus in Melle (Niedersachsen) eingelagert worden. Gegen den Kühlhaus-Betreiber Hermann W. ermittelt nicht nur die Staatsanwaltschaft Essen, sondern inzwischen auch die Zentralstelle für Landwirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Oldenburg.
Wie berichtet hatte die Staatsanwaltschaft Essen, die gegen D. wegen Betruges und Straftaten nach dem Lebensmittelrecht ermittelt, auch gegen Verantwortliche von vier Betrieben in den Niederlanden und Tschechien sowie gegen fünf Betriebe in Gladbeck, Hamburg, Vechta, Braunschweig und Steinfeld Verfahren eingeleitet. Es handelt sich um Kunden von D., die vermutlich alle mit Stichfleisch beliefert wurden und dies hätten bemerken müssen.

Artikel vom 31.08.2006