31.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

16,5 Millionen
veruntreut

Unternehmensspitze sitzt in U-Haft

Von Christian Althoff
Essen (WB). Die dreiköpfige Führungsspitze des Essener Sicherheits- und Geldtransportunternehmens Arnolds (2100 Mitarbeiter) sitzt seit gestern Nachmittag in Untersuchungshaft - wegen Untreue in Millionenhöhe.
Von Arnolds lassen auch Discounter und Banken in Ostwestfalen-Lippe ihr Geld transportieren.

Bereits seit Mai verfügt die Staatsanwaltschaft Essen über Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei Arnolds. Einer angeblich kurz bevorstehenden Durchsuchung kamen die geschäftsführenden Gesellschafter zuvor: Hans M. (61) und sein Sohn Marko (39) stellten sich Dienstagabend in Essen und legten Geständnisse ab. Danach haben sie seit 2001 etwa 16,5 Millionen Euro veruntreut, um den Firmenbetrieb aufrechterhalten zu können. Nach dem Schneeballprinzip soll bei Arnolds aus den täglich transportierten Millionen immer wieder Geld abgezweigt worden sein, um Löcher in der Firma zu stopfen. Der Staatsanwalt ließ deshalb auch den dritten Geschäftsführer, Ingo S. (46), festnehmen.
Das Sicherheitsunternehmen ist seit langem in finanziellen Schwierigkeiten. Als vor Jahren Löhne verspätet gezahlt wurden, hatte Arnolds auf die Bahn AG verwiesen, die ihre Baustellen von Arnolds-Kräften bewachen ließ, Rechnungen aber über Monate nicht bezahlt haben soll. Arnolds sei aber auch Opfer des ruinösen Wettbewerbes geworden, den der Konkurrent Heros gestartet hatte, hieß es gestern in der Branche. Heros soll für die Abholung der Tageseinnahmen von Discountern weniger als fünf Euro pro Filiale verlangt haben - ein Preis, der nur 25 bis 30 Prozent einer seriösen Kalkulation betragen soll. Wie berichtet, war Heros so günstig, weil das Unternehmen sich seit etwa zehn Jahren am Geld der Kunden bediente - und beim Zusammenbruch einen Schaden von 540 Millionen Euro hinterließ.
Arnoldss soll noch Anfang dieser Woche versucht haben, Teile des Unternehmens zu verkaufen, um mit dem Erlös das Millionenloch zu stopfen. Die offenbar am Dienstag gescheiterten Verkaufsverhandlungen mit einem Interessenten aus Hessen sollen Auslöser für die Inhaber gewesen sein, sich zu stellen.
Das Essener Unternehmen betreibt sechs Filialen in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Ostwestfalen-Lippe wird von der Niederlassung Hamm betreut. Ein großer Lebensmitteldiscounter hat allerdings bereits seinen Vertrag mit Arnolds gekündigt, auch mehrere Banken und Sparkassen aus Ostwestfalen sind gestern Nachmittag abgesprungen.
Unbestätigt blieb die Information, der Versicherer des Essener Unternehmens werde heute die Kunden darüber informieren, dass aus seiner Sicht kein Versicherungsfall vorliege. Damit blieben Handel und Banken zunächst auf dem Schaden sitzen und müssten ihr Geld einklagen.

Artikel vom 31.08.2006