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Seeleute lernen von Akaba»Der schwarze Pirat« zum Kinderspiel des Jahres gekürt -Ê»Windmacher«
Piraten hier, Piraten dort. Piraten im Fernsehen. Piraten im Kino, Piraten entern sogar den Riesendampfer »Kinderspiel des Jahres«. Auf Platz 1 hisst 2006 »Der schwarze Pirat« seine Totenkopffahne.
Der Titel mag zwar in den Köpfen zarter Gemüter dazu führen, dass die Bilder von grausamen Überfällen wieder entstehen. Doch beim Spiel selbst spielt dies keine Rolle. Stattdessen wird reichlich Wind gemacht. Kaufleute und der Pirat selbst befahren kleine, hübsch gemachte Segelschiffchen.
Mit Hilfe eines Blasebalgs, den der Haba-Verlag bereits für das Vorgänger-Spiel »Akaba« (Deutscher Kinderspielpreis 2005) entwickelt hat, treiben die zwei bis vier mindestens fünfjährigen Handelsschiffer ihre Boote voran. Wie viele Windstöße erlaubt sind, gibt einer der beiden Würfel vor. Der andere bestimmt, in welchem Hafen neues Gold aufgehäuft wird.
Um den Mammon - genauer also um dieses Gold - geht es natürlich. Sobald ein Segelschiff eine der Inseln, die auf dem Spielplan aufgemalt sind, ansteuert und allein in eine Hafenbucht einfährt, gehört das dort gelagerte Gold dem Kapitän.
Von Zeit zu Zeit bringt der Würfel allerdings auch das schwarze Schiff des Piraten ins Spiel. Dann wird es auf dem weiten Meer ernst für die kleinen christlichen Seefahrer. Denn gelingt es dem Piraten, ein anderes Boot zu berühren, gehört alles dort gesammelte Gold seinem Kapitän, was in diesem Fall heißt: dem augenblicklichen Windmacher.
Ein »stürmisches« Spiel also. »Wind machen« hört sich einfach an. Doch bei den ersten Versuchen mit dem Blasebalg kommt es öfter vor, dass ein Schiffchen um- oder gar ganz vom Spielplan kippt. Dann ist dieser Spielzug beendet und das Schiff muss zurück zu seiner Startposition. Erfahrene Winderzeuger, die etwa in Akaba bereits Teppiche zum Fliegen brachten, sind natürlich im Vorteil. Aber dieser Vorsprung hält selten länger als ein oder zwei Spiele. Mit etwa 20 Minuten dauert eine Runde dann auch nicht zu lange.
Es gibt noch ein paar Sonderregeln für wenige Eventualitäten auf hoher See. Ansonsten ist das Spiel schnell erklärt. Es lehrt, dass auch ein Pirat nicht einfach losstürmen kann, sondern besser fährt, wenn er die Route genau plant und nur Leute ans Steuer (also den Blasebalg) lässt, die ihr Handwerk verstehen.
Die Jury war voll des Lobes über das Kinderspiel des Jahres 2006: »Die tolle Ausstattung des Piratenspiels vermag sogar bei erwachsenen Seeleuten den Rahmen für solche Illusionen zu schaffen, die dann mit Geschicklichkeit, Taktik und einer hilfreichen Portion Würfelglück lebendig werden können.«
»Der schwarze Pirat« von Haba kostet im guten Spielwaren-Handel etwa 29 Euro. Bernhard Hertlein

Artikel vom 09.09.2006