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Dämpfer für Energiepreise

Behörde streicht Gebühren zusammen - Auch Handys im Blick

Bonn (WB/dpa/Reuters). Strom, Gas, Handygespräche: Die Bundesnetzagentur streicht Versorgungsunternehmen die Gebühren zusammen. Verbraucher müssen dennoch mit Preissteigerungen bei der Energie rechnen, die nun aber wohl deutlich geringer ausfallen.

Nachdem die Bundesnetzagentur erstmals im Juni beim Vattenfall Europe die so genannten Durchleitungsentgelte für Strom gekürzt hatte, kappte sie gestern die Entgeltforderungen zweier Gasnetzbetreiber. Die Bonner Behörde strich bei E.ON Thüringen die beantragten Gastarife um 9,5 Prozent und bei E.ON Mitte um elf Prozent zusammen. »Sinkende Netzentgelte wirken sich unmittelbar auf den Gaspreis aus«, sagte Netzagentur-Präsident Matthias Kurth. Die Netzgebühren machen beim Gas etwa 20 Prozent des Endpreises aus.
Im Stromnetzbereich kürzte die Bonner Behörde die von der E.ON Netz GmbH beantragten Tarife um etwa 16 Prozent, bei der RWE Westfalen-Weser-Ems um etwa ein Zehntel. RWE Weser-Ems ist Vor- oder Direktlieferant unter anderem im Süden des Kreises Gütersloh und im Nordwesten des Kreises Minden-Lübbecke. Über die Anträge der Stadtwerke Bielefeld und des Regionalversorgers E.ON Westfalen-Weser (Paderborn) ist noch nicht entschieden.
RWE Westfalen-Weser-Ems mit 1,1 Millionen Kunden dämpfte gestern die Hoffnung auf sinkende Preise. »Die Netzentgelte machen 30 Prozent des Strompreises aus, so dass beim Privatkunden theoretisch 3 Prozent ankommen würden«, sagte der Sprecher Klaus Schultebraucks dieser Zeitung. Wegen der hohen Beschaffungskosten und der hohen Steuerquote werde es aber »eher eine Preisanhebung als eine Preissenkung geben«. Die Entlastung für die Kunden durch die gekürzten Netzentgelte summieren sich nach Berechnungen von RWE auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
Nach Einschätzung des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen dämpft die Kürzung bei den Netzgebühren den Strompreis um knapp einen Cent pro Kilowattstunde. Für einen Haushalt mit drei bis vier Personen ergebe sich so eine Einsparung von etwa 35 Euro pro Jahr. Ungeachtet sämtlicher Entscheidungen für niedrigere Netzgebühren müssen sich die Verbraucher vielerorts auf neue Strompreiserhöhungen zum 1. Januar 2007 einstellen, für die zahlreiche Versorger bereits entsprechende Anträge bei den Länderregierungen eingereicht haben.
Die Bundesnetzagentur hat zudem die Regulierung des deutschen Mobilfunkmarkts beschlossen, wodurch die Preise für Mobilfunkgespräche weiter fallen könnten. Die vier Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone D2, E-Plus und O2 müssen sich jetzt die Entgelte für Anrufe in ihr Netz vorab genehmigen lassen. Diese Gebühren stellen eine wichtige Einnahmequelle für die Mobilfunkfirmen dar.
Die Entgelte seien in den vergangenen Jahren bereits um 30 Prozent gesunken, sagte der Behördenchef. Sie seien aber immer noch überhöht. Als Vergleich zog er die Entwicklung in den europäischen Nachbarländern heran, wo die Gebühren bis Ende 2008 auf bis zu sechs Cent pro Minute reduziert würden. Bislang liegen die Entgelte in Deutschland zwischen 11 und 13 Cent pro Minute. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 31.08.2006