31.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wollte die Königin
tatsächlich abdanken?

Kinofilm über Ereignisse nach Prinzessin Dianas Tod

London (dpa). Wollte Queen Elizabeth II. wirklich abdanken? Neun Jahre nach dem bis heute nicht völlig aufgeklärten Tod der Prinzessin Diana am 31. August 1997 fragen sich viele Briten, ob ihre Königin ernsthaft eine solch spektakuläre Reaktion auf die Trauer und den Unmut ihres Volkes erwogen hatte.
Heute vor neun Jahren starb Prinzessin Diana bei einem Autounfall. Fotos: Reuters/dpa

Ausgelöst wurde die Debatte durch einen neuen Film, der als eines der spannendsten britischen Kinoereignisse gilt - obwohl er noch gar nicht gezeigt wird.
Der Film »Queen« sei ungemein aufregend, fand neben anderen auch die Zeitung »Daily Mail«: »Er zeigt, wie die Ereignisse nach dem Tod Dianas zur Zerreißprobe für die königliche Familie wurden.« Während Sonderermittler auch am 9. Todestag Dianas noch an der endgültigen Aufklärung ihres Autounfalls in einem Pariser Tunnel arbeiten, geistern weiter Verschwörungstheorien durch die Medien. Nach wie vor steht die Behauptung des ägyptischen Millionärs Mohamed Al Fayed im Raum, der Unfall, bei dem Diana und sein Sohn Dodi umkamen, sei auf königliches Geheiß von Geheimdiensten inszeniert worden.
Doch das Thema »Unfall oder Mord?« haben die Filmemacher um Regisseur Stephen Frears bewusst ausgeklammert. Ihnen ging es vielmehr darum, ob die Königin damals als Monarchin versagt hat oder nicht. Viel zu lange - so lautete seinerzeit der Vorwurf in britischen Medien - habe die Queen sich auf Schloss Balmoral in Schottland »versteckt«, während in London Hunderttausende öffentlich weinten.
Rasch trat damals ein, was der Hofkorrespondent und Diana-Vertraute James Whitaker noch in der Nacht des Unfalls prophezeite: »Prinzessin Diana wird durch ihren Tod zur Heiligen.« Tony Blair, der gerade durch einen Erdrutsch-Wahlsieg der Labour-Partei Premierminister geworden war, nannte Diana - noch ehe das Königshaus reagierte - in einer Ansprache »die Prinzessin des Volkes«.
In der Schlüsselszene berät sich Elizabeth II. - gespielt von Helen Mirren - mit ihrer greisen Mutter, Queen Mum. »Wenn man sein eigenes Volk nicht mehr versteht«, sagt sie, »dann ist vielleicht die Zeit für die Übergabe an die nächste Generation gekommen.« Die Szene sei Ergebnis gründlicher Recherchen am Hof, sagt Drehbuchautor Peter Morgan. Dies gelte auch für die Antwort von Queen Mum (Sylvia Syms), die ihrer Tochter den Rücken stärkte und ihr riet, sich nicht einschüchtern zu lassen von »diesem affigen Mr. Blair mit seinem Grinsen einer Cheshire-Katze«.
»Queen« kommt am 15. September in die Kinos des Königreichs.

Artikel vom 31.08.2006