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Ehe von kurzer Dauer

Trainer Neururer und Hannover 96 trennen sich erneut

Hannover (dpa). Die Fußball-Ehe von Peter Neururer und dem Bundesligisten Hannover 96 war auch beim zweiten Versuch nur von kurzer Dauer.
Der 51 Jahre alte Trainer zog die Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt und dem sich abzeichnenden Rauswurf und trat zurück. »Ich bedaure diese Entwicklung und diese Entscheidung«, sagte Hannovers Vorstandsvorsitzender Martin Kind. Neururers Rücktritt ist der 305. vorzeitige Trainerwechsel in der Bundesliga.
Das Ende kam nicht überraschend. Auch für Neururer nicht, der genügend Zeit hatte, wohl formulierte Abschiedsworte zu finden. »Wir haben uns mehrmals zusammengesetzt. Selten habe ich im Fußballgeschäft Gespräche auf so hohem Niveau geführt«, erklärte er beim Rücktritt. Er wünschte Mannschaft und Verein alles Gute.
Zum Verhängnis wurde dem redseligen Fußball-Lehrer, der den Traditionsverein erst am 10. November übernommen hatte, der Saisonauftakt in der Liga mit drei Niederlagen und 2:11-Toren mit dem Negativ-Höhepunkt beim 0:3 gegen Aufsteiger Alemannia Aachen. Damit war die Geduld in der Chefetage erschöpft, zumal die Mannschaft seit dem 18. März in elf Bundesligaspielen sieglos blieb.
Der allmächtige Clubchef gab seinem Cheftrainer am Dienstag nach einer einstündigen Unterredung zwar scheinbar noch eine Schonfrist. Die aber war für Neururer keine 24 Stunden später beendet. Gestern Vormittag fehlte er beim Training. Am Nachmittag gab es dann ein weiteres Treffen in einem Hotel in Großburgwedel bei Hannover. Die Entscheidung sei »in gegenseitigem Einvernehmen« erfolgt, betonte Kind, ohne deutlicher zu werden. Offensichtlich ging es um die Höhe der Abfindung für Neururer, der in Hannover bereits zu Zweitliga-Zeiten von November 1994 bis Mai 1995 auf der Bank gesessen hatte. Dem Vernehmen nach soll ihm ein volles Jahresgehalt von 800 000 Euro als Abfindung zustehen. Die Verhandlungen darüber könnten der entscheidende Punkt für die Verzögerung des allgemein erwarteten Prozederes gewesen sein.
Gehandelt werden nun Namen wie Erik Gerets, Christian Groß, Michael Laudrup oder neuerdings auch Bruno Labbadia. In die Suche wird auch Rene C. Jäggi eingebunden. Der ehemalige Chef beim 1. FC Kaiserslautern ist Kinds Wunschkandidat für den bei 96 vakanten Posten des Geschäftsführers. Die Mannschaft wird zunächst von Neururers Assistenten Thomas Kristl betreut. Der 43-jährige frühere Bundesligaspieler war im Januar auf Geheiß von Neururer geholt worden.

Artikel vom 31.08.2006