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China-Schuhe

Zölle zum Davonlaufen


Zum zweiten Mal nach der Textilrunde 2005 gibt die Europäische Kommission dem Drängen südeuropäischer Hersteller nach. Diesmal sollen Strafzölle auf Lederschuhe die Importe aus China und Vietnam verteuern. Es ist allerdings fraglich, ob mit der Anti-Dumping-Maßnahme ein einziger Arbeitsplatz in der italienischen oder spanischen Schuhindustrie gerettet werden kann.
Statt mit den Niedriglöhnen Asiens konkurrieren zu wollen sollten sich die Betriebe in Südeuropa auf ihren Vorsprung in der Verarbeitung, in Mode und im Design konzentrieren. Die Länder in Asien haben ein Recht darauf, ihre eigenen Industrien zu entwickeln. Importeure wie Wortmann in Detmold haben ein Recht auf Vertrauensschutz. Und die Kundinnen haben ein Recht darauf, dass ihnen beim Schuhkauf nicht mehr Geld aus der Tasche gezogen wird als notwendig.
Der Nachweis von »Dumping«, also der Subventionierung der Schuhproduktion durch den chinesischen Staat, ist nicht zu führen. Das weiß auch Brüssel. Wenn die EU trotzdem zu der scharfen Maßnahme von Strafzöllen greift, dann gibt sie vor allem dem Druck der südeuropäischen Herstellerländer nach.
Was ist damit gewonnen? Produzenten der alten Welt, die sich jetzt noch nicht auf die chinesische Konkurrenz eingestellt haben, werden dies auch nicht schaffen, wenn sich die Import-Schuhe um zehn bis 15 Prozent verteuern. Bernhard Hertlein

Artikel vom 31.08.2006