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Löw sieht die
Odonkor-Chance

Bundestrainer spricht ihm Mut zu

Stuttgart (dpa). Der schnellste deutsche Fußball-Nationalspieler ist traurig und erfreut zugleich - und auch Bundestrainer Joachim Löw sieht den Wechsel des Dortmunders David Odonkor zu Betis Sevilla mit zwiespältigen Gefühlen.
»Ich finde es schade, dass die Bundesliga einen Spieler wie ihn verliert«, sagte Löw. »Auf der anderen Seite ist es eine Chance auf dem Weg, der erst mit der WM begonnen hat. In der spanischen Liga kann David viel lernen.«
Der 22-jährige Odonkor, von Löw-Vorgänger Jürgen Klinsmann völlig überraschend in den WM-Kader benannt, war als Joker zum Liebling einer ganzen Nation geworden. Sogar die Fans des BVB-Erzrivalen Schalke 04 feierten beim letzten Länderspiel im August gegen Schweden (3:0) den »rasenden David«. Doch wie auch andere aus dem deutschen WM-Team fand sich Odonkor im Liga-Alltag auf der Ersatzbank wieder.
»Ich wollte mich nach der WM schon in Dortmund durchbeißen. Aber es hat nicht so geklappt«, beschrieb Odonkor vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Irland am Samstag in Stuttgart (20.45 Uhr/ARD) seine persönliche Situation, die ihn zum Wechsel nach Spanien getrieben hat. Im 4-4-2-System von BVB-Coach Bert van Marwijk war für den schnellen Flügelflitzer kein Stammplatz mehr. »Aber ich muss spielen, weil ich noch jung bin«, meinte Odonkor, der Dortmund dennoch einige Tränen nachweint. »Das tut schon ein bisschen weh, ich habe seit 1998 dort gespielt.«
Beim Erstligisten Betis, der sich für 8,5 Millionen Euro auch noch Angreifer Rafael Sobis vom brasilianischen Copa-Libertadores-Sieger Porto Alegre leistete, will sich Odonkor nun durchbeißen. »Ich habe ihm gesagt, dass er sich eine gewisse Zeit eingewöhnen muss. Aber mit seinen Qualitäten, seiner Waffe Schnelligkeit, wird er sich durchsetzen«, machte Löw dem gebürtigen Ostwestfalen Mut.
Gleich nach den beiden Länderspielen gegen Irland und San Marino (6. September) wird der Neu-Spanier nach Sevilla düsen, wo er den Fans vorgestellt werden soll. »Ich bin ein Kämpfer, will mich durchsetzen, auch die Sprache lernen«, bemerkte der Jung-Nationalspieler. Seit der WM hat Odonkor zumindest keine Angst mehr vor großen Namen: »Ob gegen Beckham oder Ronaldo - ich will ganz normal spielen.«

Artikel vom 31.08.2006