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Mutter Cilly achtete auf
gesellschaftlichen Aufstieg

Musical »Die Weberischen« hatte Premiere in Wien

Von Irmgard Schmidmaier
Wien (dpa). Watschentänze, verunglückte Koloraturen und kaputte Amouren: Ein Haufen schriller Weiber auf der Jagd nach Ruhm, Geld und Liebe steht im Mittelpunkt des Musicals »Die Weberischen« von Felix Mitterer und Martyn Jacques.
Ruth Brauer-Kvam, Anne Weber, Robert Meyer und Eva Maria Marold.Foto: dpa

Der Beitrag zum Mozartjahr, bei dem der Komponist selbst nur als Puppe zu sehen ist, wurde zum großen Publikumserfolg bei der Uraufführung am Montagabend im Wiener Museumsquartier.
Es ist eine schräge Satire, die sich der Tiroler Autor Mitterer zum Stückauftrag des Wiener Mozartjahres hat einfallen lassen. Er beleuchtet Mozarts Leben und seine Zeit aus Sicht der Familie Weber, die eine große Rolle im Leben des Musikers spielte: Bei den vom Vater Leopold verachteten »Weberischen Weibern« wohnte Wolfgang Amadeus, als er in Mannheim erste Erfolge vorbereitete. Für Tochter Aloisia, in die er sich verliebte, schrieb er als Heranwachsender bemerkenswerte Arien, und schließlich heiratete er ihre Schwester Konstanze.
Die musikalische Komödie erzählt nicht nur die vielfach verwickelte Geschichte, sondern nimmt auch die biografischen Momente als Ausgangspunkt für eine durchaus kritisches Sittengemälde: Da versucht die verhärmt-resolute Cilly Weber (Robert Meyer) mit allen Tricks, ihre »vier Weiber« an Erfolg - sprich: gesellschaftlichen Aufstieg - versprechende Männer zu bringen und weiß dabei auch auf ihr eigenes finanzielles Auskommen zu achten.
Die Miete muss bezahlt werden, und koste es die Jungfernschaft der Jüngsten (anrührend in der Rolle der Sofie: Ruth Brauer-Kvam). Derlei düstere Momente werden kontrastiert mit amüsant choreografierten Zänkereien zwischen den Künstlerschwestern Aloisia (Anne Weber), Josefa (Eva Maria Marold) und Konstanze (Tanja Schleiff). Da landen unerfreuliche Briefe von Vater Mozart im Aktenvernichter, und trickreich ausgehandelte Verträge geraten unversehens mit hinein, ein Gläschen im Geheimen hebt die Laune, und ein gemeinsamer Kanon aus Mozarts Hand schwört das Quartett ironisch auf ein Familienidyll ein: »Heiterkeit und leichtes Blut«.

Artikel vom 30.08.2006