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USA zerstören Medaillentraum

Achtbare 65:85-Niederlage für Dirk Nowitzki und das deutsche Team

Saitama (dpa). Eine Halbzeit lang haben die deutschen Basketballer in Japan an der Sensation geschnuppert, dann mussten sich aber der bitteren Realität stellen.

Sie wurden gestern durch die 65:85 (39:40)-Niederlage vom Top-Favoriten USA aus ihrem Traum von einer weiteren WM-Medaille gerissen. Statt um einen Platz auf dem Podest wie 2002 als Bronzemedaillengewinner von Indianapolis spielt die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) um die Plätze fünf bis acht.
Bereits heute (19.30/DSF) trifft das DBB-Team auf Frankreich, das Griechenland 56:73 unterlag. Der Europameister fordert im Halbfinale morgen (9.30) als nächster die gleichfalls unbesiegten Amerikaner auf deren erhofften Weg zur Goldmedaille und automatischen Olympia-Qualifikation heraus. Im zweiten Spiel der Vorschlussrunde treffen Olympiasieger Argentinien und Spanien (morgen/12.30) aufeinander.
»Mit dieser Niederlage können wir gut leben. Wir haben unsere Farben würdig vertreten«, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann nach der in den ersten 20 Minuten imponierenden Vorstellung. Vor 16 000 Zuschauern zeigte das deutsche Team um Dirk Nowitzki keinen Respekt vor den US-Amerikanern. Nach 50 Sekunden führten die Deutschen 4:1, nach acht Minuten 21:16.
Mit Disziplin und Kampfgeist wurde Bauermanns Strategie, mit einer engen Zonenverteidigung und Tempodrosselung den US-Boys unter den Körben das Leben schwer zu machen, nahezu perfekt umgesetzt. »Die Deutschen hatten einen guten Plan und haben uns mit ihren Systemen in der ersten Halbzeit vor große Probleme gestellt«, lobte US-Coach Mike Krzyzewski, der sein Team auf eine höchste effektive Verteidigung gegen Deutschlands Superstar Nowitzki eingestellt hatte.
Ausgerechnet im Prestigeduell mit den NBA-Kollegen konnte der 28-Jährige von den Dallas Mavericks sein Potenzial nicht abrufen. Wie der ihn an Wirkung übertreffenden Kapitän Ademola Okulaja (15 Punkte/9 Rebounds) hatte Nowitzki (15/9) zwar die gleichen Werte, doch trafen nur 25 Prozent (3 von 12) seiner Würfe aus dem Feld. Der Rest waren neun Freiwürfe, die er alle verwandelte.
»Es tut mir Leid, dass ich der Mannschaft heute nicht zum Sieg verhelfen konnte. Ich habe meinen Rhythmus einfach nicht gefunden, und meine Würfe sind einfach nicht reingegangen«, meinte Nowitzki. Der wechselweise von den US-Stars LeBron James (13 Punkte) und Carmelo Anthony (19) hautnah gedeckte deutsche Regisseur wirkte frustriert. »So überragend waren die Amerikaner auch nicht. Aber sie haben in den paar Minuten nach der Pause aufgedreht und waren plötzlich weg. Wir haben da dumme Fehler gemacht, die bestraft wurden«, meinte Nowitzki.
Nach dem ausgeträumten Medaillentraum will sich das deutsche Team nicht hängen lassen und das bestmögliche herausholen. »Wir müssen dieses Spiel abschütteln und gegen Frankreich sehen, was dabei herauskommt. Wir sind stolz genug, um das Turnier gut zu beenden«, meinte Nowitzki.
Für Coach Bauermann gibt es noch einen wichtigen Grund, den fünften Platz zu erreichen. Denn die Platzierung bei der WM spielt eine wichtige Rolle für die Setzliste der Gruppen bei der EM 2007 in Spanien. Dort werden nur zwei Europa-Tickets für Olympia 2008 vergeben. Und Peking ist auch Nowitzkis ganz großer Traum.
ViertelfinaleSpanien - Litauen 89:67
Argentinien - Türkei 83:58
Griechenland - Frankreich 73:56
USA - Deutschland 85:65
Runde um Plätze 5 - 8 heute: Türkei - Litauen, Frankreich - Deutschland; Halbfinale morgen: Argentinien - Spanien, Griechenland - USA

Artikel vom 31.08.2006