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Blick ins Leben
des Ur-Meeres

Fossilien-Ausstellung in Eislingen

Von Birgitta von Gyldenfeldt
Eislingen (dpa). Vor 181 Millionen Jahren war Baden-Württemberg noch ein Meer - subtropisch warm und nicht tiefer als 100 Meter. In diesem Jura-Meer tummelten sich Milliarden pfeilschneller Fischsaurier und urzeitliche Krokodile. Auch einige Flugsaurier und Haie mischten im Treiben um Fressen und Gefressenwerden mit.

Einblicke in das Leben »In einem Meer vor unserer Zeit« gibt vom 2. September bis 29. Oktober eine Ausstellung in Eislingen nahe Stuttgart. Die Funde sind Angaben der Organisatoren zufolge weltweit einzigartig.
Durch Zufall stießen Forscher der Universität Tübingen im Jahr 2002 auf den spektakulären, mehr als 20 Quadratkilometer großen Saurierfriedhof. Bei Bauarbeiten fanden sie mehrere ungewöhnlich gut erhaltene Skelettreste von Fischsauriern und anderen urzeitlichen Meeresbewohnern. »Das besondere an den Fossilien von Eislingen ist, dass sie völlig unzerdrückt und dreidimensional sind«, betont Ausstellungsleiter Reinhard Rademacher.
So sind an den Knochen und Skelettfragmenten teilweise noch die Eintrittskanäle für Nervenbahnen und Muskelansätze erkennbar. An anderen bedeutenden Fundorten wie im bayerischen Holzmaden wurden die Fossilien durch den Gesteinsdruck eher plattgedrückt - übrig blieb eine Art Relief. Die 3D-Knochen aus Eislingen ermöglichen anatomisch korrekte Skelettrekonstruktionen. So konnten die Wissenschaftler exaktere Lebendmodelle rekonstruieren.
Etwa 700 Exponate veranschaulichen in Eislingen das Leben im Jura-Meer und im Luftraum darüber. Landtiere sind indes nicht zu sehen - schließlich war das nächste Ufer vermutlich 50 Kilometer entfernt. Darüber hinaus wird gezeigt, wie Geologen, Archäologen und Paläontologen im »Schlamm der Jahrmillionen« auf Spurensuche gehen und im Gelände arbeiten. Eine Präparationswerkstatt zeigt etwa, wie die Fachleute aus einem unförmigen Klumpen einen Knochen herausarbeiten.
Doch nicht nur das Leben im Meer, auch das Sterben wird gezeigt. Die gigantischen Urzeittiere und ihre kleineren Zeitgenossen sind nach Meinung vieler Forscher einer Ökokatastrophe zum Opfer gefallen.
Nach Ende der Ausstellung sollen die Eislinger Funde in die Obhut der Universität Tübingen übergeben werden. Ob Eislingen die Objekte später eventuell in einem eigenen Museum ausstellen wird, ist zunächst noch unklar.
www.jurameer-eislingen.de

Artikel vom 30.08.2006