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Ein Blick hinter
die Kulissen der
Kunst im Süden

Offene Tür bei Bischinger und Kirchhoff

Von Annemargret Ohlig
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Ist es ein Zufall oder einfach ein gutes Zeichen? Die beiden Sennestädterinnen Jutta Kirchhoff und Magdalene Bischinger bilden den »Auftakt« im Katalog der Bielefelder Künstler, die sich am Samstag und Sonntag, 2. und 3. September, an den »Offenen Ateliers« beteiligen.

Seit 15 Jahren haben Bürger bei dieser Aktion Gelegenheit, intensive Einblicke in das Arbeitsumfeld der Bielefelder Künstlerinnen und Künstler zu nehmen und sie sowie ihre Werke genauer kennen zu lernen. Dabei erhalten aus buchstäblich »nahe liegenden« Gründen zumeist diejenigen Ateliers mit offener Tür den meisten Besuch, die im engeren Umkreis des Bielefelder Zentrums liegen (siehe auch Bericht auf der Seite Bielefelder Kultur).
Dabei hat der Bielefelder Süden großes künstlerisches Potenzial. Beispielhaft dafür stehen Magdalene Bischinger und Jutta Kirchhoff in Sennestadt. Vor ihren Häusern am Hirschweg 49 (Bischinger) und Sudeweg 53 (Kirchhoff) hängen am Wochenende auch die Fahnen der »Offenen Ateliers«. Sie signalisieren am Samstag von 14 bis 19 Uhr und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr: Hier kann geschaut, gefragt und mit den Künstlerinnen gesprochen werden.
Dabei ist zu erfahren, dass sich Magdalene Bischinger schon als Kind in Rödinghausen bei Herford zu Farbe, Stift und Pinsel hingezogen fühlte und ihre Eltern diese Neigung förderten. Magdalene Bischinger studierte Innenarchitektur und arbeitete unter anderem im Büro des Sennestadt-Planers Prof. Dr. Reichow mit. Nach der Heirat und der Erziehung ihrer beiden Töchter absolvierte sie ein Studium der Kunsterziehung und war anschließend am Sennestädter Gymnasium, der Hans-Ehrenberg-Schule, tätig. »Während dieser Zeit konzentrierte ich mich wieder auf mein eigenes künstlerischen Anliegen«, sagt sie. »Unter anderem bekam ich Einblicke in die Techniken der Radierung (Tierdruck) und des Holzschnittes (Hochdruck).« Immer wieder aufs Neue war Bischinger von diesen Drucktechniken fasziniert.
Holzschnitt, das älteste bekannte Hochdruckverfahren, hat die Sennestädter Künstlerin zudem bei mehrwöchigen Fortbildungen an der Europäischen Kunstakademie in Trier neu für sich entdeckt. »Das genaue Beobachten ist immer Voraussetzung dafür, wie ich meine Ideen in die der jeweiligen Technik von Farb-Radierung und Farb-Holzschnitten gemäße Bildsprache einbringe«, sagt die Sennestädter Künstlerin. »Meine Bilder entwickeln sich aus der Beobachtung der Dinge um mich herum und der Natur.«
In den vergangenen Jahren hat sich Magdalene Bischinger, die seit 2001 Mitglied der Künstlervereinigung Offene Ateliers Bielefeld ist, mit den Themenbereichen »Horizontale«, »Vertikale« und der »menschlichen Figur als Akt« beschäftigt. Der aufwändige Arbeitsprozess verlangt dabei, dass für jede Farbe ein neuer Druckstock - Metall für die Radierung, Holz für den Holzdruck - hergestellt werden muss. »Bei mehrfarbigen Blättern eine langwierige Tätigkeit.«
Auch Jutta Kirchhoffs künstlerisches Arbeiten war ursprünglich eng mit ihrem Beruf verbunden. In Wittenburg/Mecklenburg geboren, hatte sie zunächst an der Werkkunstschule Krefeld und später an der Fachhochschule für Gestaltung Bielefeld, mit Schwerpunkt Bildhauerei, bei Prof. Hess studiert. Sie arbeitete dann als Grafik- und Verpackungsdesignerin und ist seit 1996 freischaffend tätig. Den »Offenen Ateliers« gehört sie seit 2001 an.
»Im Mittelpunkt meiner künstlerischen Arbeit steht die menschliche Figur«, sagt Jutta Kirchhof. »Das Erscheinungsbild der Plastiken ist realistisch - doch nicht im Sinne der wirklichen Natur.« Vielmehr bilde die Erforschung des menschlichen Körpers die Basis ihrer Arbeit. Die Veränderung eines Körpers in der Bewegung, die Verschiebung der Achsen innerhalb des Körpergefüges studiere und kontrolliere sie immer wieder am Menschen selbst - am Aktmodell.
Die Mittel, mit denen Jutta Kirchhoff arbeitet, wechseln: Ton, Gips, Wachs und in Folge davon auch Bronzegüsse. Hinzu kommt Farbe. »Sie wird Teil des plastischen Volumens, verändert den Ausdruck und erreicht so eine neue Dimension der Bedeutungsebene«, sagt die Künstlerin.

Artikel vom 31.08.2006