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»Unverfilmbarer Stoff« auf der Kinoleinwand

Eichinger erfüllt sich mit Süskinds »Parfum« einen Traum

Von Wolfgang Schäffer
Bielefeld/München (WB). Spannend, fesselnd, gruselig, tiefsinnig, erschütternd: Mit dem Roman »Das Parfum« hat Patrick Süskind 1985 eine literarische Duftmarke der ganz besonderen Art gesetzt. Das Buch wurde weltweit 15 Millionen Mal verkauft. Bernd Eichinger und Tom Tykwer hoffen nun, mit der Verfilmung des Stoffs ein ebenso gutes Näschen für den Geschmack des Publikums bewiesen zu haben. Kinostart ist am 14. September.
Der relativ unbekannte Engländer Ben Whishaw fasziniert in der Rolle des Grenouille. Fotos: Constantin Film

Seit dem Erscheinen des Buches hatte sich Erfolgs-Produzent Bernd Eichinger (»Der Untergang«, »Der Name der Rose«, »Die unendliche Geschichte«) immer wieder um die Filmrechte bemüht. Doch lange Zeit blockte der Schriftsteller ab. Vermutlich sah Patrick Süskind sein Werk, das in 46 Sprachen übersetzt wurde und nach »Im Westen nichts Neues« von Erich Maria Remarque das erfolgreichste deutsche Buch ist, als »unverfilmbar« an.
Der lange Atem des Produzenten zahlte sich schließlich aus. 2000, also 15 Jahre nach dem Erscheinen der Erstauflage, gab der zurückgezogen lebende Süskind seine Einwilligung. Eichinger beteuerte vor wenigen Tagen in einem Gespräch, er habe keineswegs versucht, den Schriftsteller zu überreden. »Ich habe Patrick Süskinds Haltung akzeptiert. Aber beim Verlag war hinterlegt, dass ich informiert werden will, wenn er es sich einmal anders überlegen sollte«, Natürlich habe er immer wieder mal nachgefragt, ob sich an der Einstellung Süskinds etwas geändert habe.
Das war dann im Jahr 2000 soweit. Neben einer »bestimmten Summe« wollte der öffentlichkeitsscheue Autor des Buches lediglich die Zusicherung, mit der Entstehung des Films nichts zu tun zu haben. Er wollte auch nicht belästigt werden, falls es Probleme geben oder das Filmteam einen Rat brauchten sollte.
Konsequent hat Süskind seine Zurückhaltung auch nach der Fertigstellung des Films beibehalten. Auf Eichingers Brief, dass der Autor das Werk sehen könne, wann und wo er wolle, gab es keine Reaktion. Eichinger ist überzeugt, dass Süskind auch die Einladung zur Premiere ausschlagen werde.
Gespannt werden Eichinger und Regisseur Tom Tykwer (»Lola rennt«), die gemeinsam am Drehbuch gearbeitet haben, an diesem Tag aber auf die Reaktion der anwesenden Gäste warten. Tykwer übrigens habe er nach zahlreichen Gesprächen mit vielen anderen Regisseuren ausgewählt, erzählt Eichinger. »Er hatte die gleiche Wellenlänge und dieselbe Idee von dem Film.« Das habe sich dann nach zwei Wochen Dreharbeit nachdrücklich bestätigt.
Bei der Suche nach der Besetzung der Hauptrolle habe er sich ebenfalls ausschließlich von der Frage leiten lassen: »Wer ist der Beste für die Rolle des Grenouille?«. Der sei nun mit Ben Whishaw (25), der als Theaterdarsteller (hier insbesondere als »Hamlet«) viele ausgezeichnete Kritiken bekam, gefunden worden.
»Für mich ist Ben der große Glücksfall des Films. Er hat es uns ermöglicht, dem Zuschauer Zugang zu einem so bizarren Charakter wie Grenouille zu verschaffen - und hat dem Film damit eine Seele geschenkt«, sagt Eichinger.
Neben Whishaw sind in dem 50 Millionen Euro teuren Film unter anderem noch Karoline Herfurth, Corinna Harfouch und als Superstar Dustin Hoffman mit von der Partie. »Wir haben in den USA, England und Deutschland ein aufwändiges Casting betrieben. Wir wussten, dass jede noch so kleine Nebenrolle unglaublich wichtig sein wird«, blickt Eichinger zurück.
Die Dreharbeiten dauerten vom 12. Juli bis 16. Oktober 2005. Die ersten 15 Drehtage liefen in den Münchener Bavaria-Studios, alle weiteren Szenen wurden mit 350 Crewmitgliedern und bis zu 5200 Statisten in Spanien (vorwiegend Barcelona) gedreht.

Artikel vom 02.09.2006