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Konjunktur schafft Arbeit

619 000 freie Stellen - Hohe Nebenkosten erschweren Einstellungen

Düsseldorf/Bielefeld (dpa/WB). Der Konjunkturaufschwung hat in Nordrhein-Westfalen die Arbeitslosigkeit deutlich sinken lassen. Im August ging die Zahl der Erwerbslosen um 21 250 zurück und liegt noch knapp über der Marke von einer Million.
Die Arbeitslosenquote sank von 11,5 Prozent im Juli auf 11,2 Prozent im August. Insgesamt waren Ende des Monats noch 1 004 630 Menschen arbeitslos gemeldet, berichtete die Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf. Die Zahl der Arbeitslosen hatte nach In-Kraft-Treten der Hartz-IV-Reformen im Februar 2005 in NRW die Marke von einer Million überschritten und blieb so hoch.
Die Chefin der Regionaldirektion, Christiane Schönefeld, sprach von einem »konjunkturellen Schub«. Die Zahl der Arbeitslosen sei stärker gesunken als »es allein aus saisonalen Gründen nach dem Ferienende zu erwarten war«. Schönefeld erwartet, dass im September die Arbeitslosenzahl unter die Millionen-Marke fällt.
In Ostwestfalen-Lippe hatten im August 2346 Menschen mehr einen Job als im Monat zuvor. Noch immer sind 100 665 Personen ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenzahl ging, mit Ausnahme von Duisburg, in allen 33 Agentur-Bezirken in NRW zurück. Die günstigste Quote wurde in Rheine mit 6,6 Prozent ermittelt, die höchste Arbeitslosenquote meldete Gelsenkirchen mit 17,4 Prozent.
Auf dem Lehrstellenmarkt vergrößerte sich im August die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Mehr als 40 000 Bewerber haben noch keinen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Die Regionaldirektion NRW schätzt, dass in diesem Jahr mindestens 10 000 ausbildungswillige Jugendliche leer ausgehen werden.
Bundesweit registrierte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg im Vergleich zum August 2005 einen Rückgang der Erwerbslosen um 426 000 auf 4,37 Millionen. Die Arbeitslosenquote sank seitdem von 11,6 auf 10,5 Prozent. Entgegen dem Trend stieg die Zahl der Erwerbslosen in Ostdeutschland im August um 5000 auf 1431000. Gleichzeitig waren bundesweit noch 619 000 Stellen unbesetzt. BA-Chef Frank-Jürgen Weise bilanzierte: »Die Arbeitslosigkeit geht zurück, Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigen, und die Zahl der offenen Stellen ist hoch.«
Einstellungen werden in Deutschland weiter durch die hohen Arbeitskosten erschwert. Nach einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes zahlten Arbeitgeber im Produzierenden Gewerbe 2004 pro 100 Euro Bruttolohn im Durchschnitt zusätzlich 33 Euro Lohnnebenkosten. Davon entfielen 20 Euro auf die Beiträge zur Sozialversicherung, sechs Euro flossen in die betriebliche Altersversorgung und knapp drei Euro in Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschutz.
Die Lohnnebenkosten im Produzierenden Gewerbe stiegen zwischen 2000 und 2004 um 3,1 Prozent und damit stärker als die Bruttolöhne und -gehälter mit 2,6 Prozent. Aber auch Arbeitgeber im Ausland leiden nach Angaben der Statistiker unter hohen Lohnnebenkosten. In den Niederlanden seien es 32 und in Polen 25 Euro je 100 Euro Bruttolohn. Seite 4: Kommentar/Wirtschaft: Mehr Jobs in OWL

Artikel vom 01.09.2006