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Bomben erschüttern Türkei

Antalya, Marmaris, Istanbul: vier Tote und mehr als 100 Verletzte

Istanbul (dpa). Eine Serie von Bombenanschlägen erschüttert die Türkei. Mindestens vier Menschen wurden getötet und mehr als 100 weitere verletzt.
Die schwerste Explosion ereignete sich in der Touristenstadt Antalya am Mittelmeer. Dort gab es bei einer schweren Explosion im Zentrum die vier Todesopfer und 70 Verletzte. Im Krankenhaus würden auch vier Touristen aus Israel und einer aus Jordanien behandelt. Der Detonation waren in der Nacht drei Bombenanschläge im südtürkischen Badeort Marmaris vorausgegangen, wo in einem Kleinbus 21 Menschen verletzt wurden, unter ihnen 10 britische Touristen.
Zu diesem und einem weiteren Anschlag im Istanbuler Außenbezirk Bagcilar mit sechs verletzten Passanten beanspruchte die kurdische Extremistengruppe »Freiheitsfalken Kurdistans« die Urheberschaft. Die Splittergruppe der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK hat in den vergangenen zwei Jahren mehrfach Anschläge in türkischen Touristengebieten verübt und weitere Gewalt angedroht.
Die TUI bietet wie eine Reihe anderer Reiseveranstalter auch kostenlose Umbuchungen an. Dies gelte für alle Türkeireisen bis Ende der Saison Mitte September, hieß es aus Hannover.
Der erste Sprengsatz im Urlaubsort Marmaris war gegen Mitternacht in einem Kleinbus explodiert, in dem sich britische Urlauber und türkische Fahrgäste befanden. Die unter einem Sitz versteckte Bombe detonierte laut Augenzeugenberichten mit ohrenbetäubendem Knall. Verletzt wurden 15 Insassen des Busses, darunter die Urlauber aus Großbritannien. Dem Anschlag folgten zwei weitere Explosionen, bei denen sechs türkische Passanten verletzt wurden. Die beiden Sprengsätze waren in Abfallbehältern versteckt.
In ihrem Schreiben forderten die kurdischen Extremisten erneut Ausländer auf, touristischen Gebieten in der Türkei fernzubleiben. Solange sich PKK-Führer Abdullah Öcalan in Gefangenschaft befinde, »werden überall in der Türkei unsere Bomben hochgehen«, heißt es darin. Öcalan war vor mehr als sieben Jahren gefasst und nach Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Die Detonation in Antalya ereignete sich ungefähr zeitgleich mit der Amtseinführung des neuen türkischen Generalstabschef Yasar Büyükanit. Der General hatte bereits kurz nach seiner Ernennung einen unerbittlichen Kampf gegen den »separatistischen Terror« kurdischer Extremisten angekündigt. Die PKK, die erst vor zwei Jahren eine mehrjährige Waffenruhe für beendet erklärt hatte, kämpft seit mehr als 20 Jahren mit Gewalt für mehr politische Rechte der Kurden in der Türkei. Einem 15-jährigen Guerillakrieg im Südosten des Landes waren von 1984 bis 1999 30 000 Menschen zum Opfer gefallen.
Erklärtes Ziel der »Freiheitsfalken Kurdistans« ist es, dem devisenträchtigen Tourismus in der Türkei zu schaden. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Türkei-Touristen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als sechs Prozent auf knapp elf Millionen zurückgegangen. Die größte Gruppe - etwa 550 000 - waren Urlauber aus Deutschland.
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Artikel vom 29.08.2006