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Neuer Steuermann für Käpt'n Iglo

Unilever verkauft stagnierende Tiefkühlsparte an Finanzgesellschaft

Hamburg/Bremerhaven (dpa). Der Finanzinvestor Permira übernimmt das Steuer bei »Käpt'n Iglo«. Der britisch-niederländische Lebensmittelkonzern Unilever verkauft nach eigenen Angaben seine Tiefkühlkostsparte mit Fisch- und Gemüsegerichten für 1,73 Milliarden Euro an den Investor.

Betroffen sind etwa 3500 Mitarbeiter in Europa, davon mehr als 1500 Mitarbeiter bei der Traditionsmarke Iglo in Deutschland. Die Herstellung von Speiseeis (»Langnese«, »Magnum«) will Unilever in den eigenen Händen behalten.
Von dem Verkauf sind die Fischverarbeitung in Bremerhaven mit 865 Mitarbeitern sowie das Tiefkühlkostwerk im münsterländischen Reken mit 600 Mitarbeitern und die Verwaltung in der Unilever Deutschlandzentrale in Hamburg betroffen. Der Geschäftsführer von Frozen Fish International (FFI), Joachim Michael Bockisch, in Bremerhaven sieht in dem Verkauf eine große Chance. »Es gibt selten die Gelegenheit, eine solche etablierte und starke Marke zu erwerben«, sagte Thomas Krenz, Mitglied der Permira- Geschäftsführung . Es gebe ein »großes Entwicklungspotenzial« der Marken und ihrer Produkte. Der Transaktion müssten die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen. Der Verkauf soll bis Jahresende abgeschlossen sein.
Nach Angaben von Betriebsrat Soggeberg ist es gelungen, mit Unilever einen Interessensausgleich und Sozialplan zu vereinbaren. Alle Mitarbeiter würden übernommen und eine langfristige Beschäftigungsperspektive gesichert. Ihre Gehälter dürften für drei Jahre nicht gesenkt werden. Alle Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge laufen weiter.
Die Unilever-Tiefkühlsparte hat nach Angaben Soggebergs in den vergangenen Jahren kein Wachstum erzielt, aber eine stabile Umsatzrendite von zwölf Prozent gebracht. Die Unilever-Zielmarke habe jedoch bei 15 Prozent Umsatzrendite und einem jährlichen Umsatzwachstum von fünf Prozent gelegen. Aus Sicht von Unilever gebe es kaum noch Wachstumsmöglichkeiten für die Produkte. Bei Tiefkühlkost dominieren Handelsmarken der Discounter den Wettbewerb.
Weil Permira keine eigenen Aktivitäten im Tiefkühlsektor hat, sondern eine reine Finanzgesellschaft ist, erwartet Frozen-Fish- Geschäftsführer Bockisch freie Hand für das Iglo-Management. Das Geschäft mit der verkauften Tiefkühlkost brachte Unilever 2005 einen Umsatz von 1,28 Milliarden Euro bei einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 174 Millionen Euro. Neben Iglo stößt Unilever auch die Birds-Eye-Produkte ab.
Unilever ist im Nahrungsmittelsegment mit Marken wie Knorr, Pfanni, Lätta und Lipton vertreten. Speiseöle und Kindernahrung wurden an die Peter Kölln KGaA verkauft. Im Unilever-Konzern läuft ein Programm, mit dem bis Ende 2006 etwa 700 Millionen Euro eingespart werden sollen. Weitere Geschäftsfelder sind Kosmetik (»Dove«) sowie Wasch- und Reinigungsmittel (»Domestos«).

Artikel vom 29.08.2006