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Viel Effekt für wenig Geld
Altes Baumaterial kann helfen, wunderbare neue Gärten zu zaubern
Ein Garten muss nicht teuer sein, meint Bettina Hickel. Die Gartenberaterin aus Kiel setzt alte Baustoffe in neue Zusammenhänge und schafft damit für wenig Geld tolle Gartenbilder.
»Erstmal schauen, was schon da ist«, rät Bettina Hickel Gartenbesitzern, die das eigene Fleckchen Erde umgestalten möchten. Denn viele Dinge bekommen in neuem Umfeld einen neuen Wert.
Wie das funktionieren kann, macht die studierte Fachfrau für Gestaltungsfragen an einem Beispiel deutlich. In einem größeren Garten fiel durch den Abriss eines Schuppens eine Menge Bauschutt an. Statt das Abbruchmaterial abfahren zu lassen, konnte Hickel die Bauherren davon überzeugen, die alten Baustoffe in die Neugestaltung zu integrieren. Kein Mensch würde heute ahnen, dass drei Lastwagenladungen alter Backsteine und Mörtelreste im neuen Garten »ruhen«.
Die Gartenberaterin hat die anfallenden Massen geschätzt und als Gestaltungselemente in ihrer Planung untergebracht. So hat die Familie, die den Garten nun bewohnt, nicht nur die Kosten für Abfuhr und Deponie gespart. Auch das Geld für neue Baustoffe konnte an anderer Stelle eingesetzt werden.
Die alten Backsteine haben die Gartenbesitzer in Eigenleistung mit Hammer und Spachtel gereinigt. »Bei Bauwerken vor etwa 1925 wurde als Bindemittel zwischen den Steinen ausschließlich Kalkmörtel eingesetzt«, erklärt Bettina Hickel. Deshalb ging das Säubern der Steine vollkommen problemlos vonstatten. Anschließend wurden die Ziegel sorgfältig zu Mauern aufgeschichtet. Bruchsteine wurden zum Hinterfüllen genutzt - »damit die Mauer so trocken wie möglich bleibt«, sagt die Kielerin. Zwar sei das trockene Aufeinanderlegen von Ziegeln »etwas ungewöhnlich«, räumt sie ein. »Viele Leute haben Angst, dass das nicht hält. Doch wenn der Boden stabil liegt und das Wasser schnell abgeführt wird, überdauert die Mauer Jahre.«
Dass der eine oder andere Stein im Winter kaputt geht, hält die Gartenberaterin für nebensächlich: »Mal hier und da einen Stein austauschen ist ja kein Problem - außerdem soll die Mauer ja lebendig wirken.« Nach knapp zwei Jahren haben Kräuter wie Lavendel, Salbei und Thymian die Mauerkrone nun fast vollständig eingenommen. Die Illusion vom mediterranen Garten ist perfekt.
Auch für die Mörtelreste hat die Gestalterin eine Verwendung gefunden. Sauber mit alten Backsteinen gefasst, ist aus dem gesiebten und gestampften Mörtel ein toller Weg geworden. Auf halber Strecke hat Bettina Hickel blau glasierte Tonsteine der Bremer Firma Avantgardeners (www.avantgardeners.de) einbauen lassen. Vom Mörtel ist nicht mehr viel zu sehen: Nach knapp zwei Jahren ist er von einem feinen grünen Moosteppich überzogen.
Dass man auch modernere Hinterlassenschaften integrieren kann, beweist die Gartenberaterin an anderer Stelle: Wenig attraktive 70er-Jahre-Waschbetonplatten hat sie halbieren und mit der Bruchseite sauber zu einer Geländestufe aufschichten lassen. Auch hier hat sich die Ausstrahlung des Baustoffs durch neue Verwendung komplett verwandelt.
Mehr Beispiele für Materialrecycling bietet das Buch »Traumgärten preiswert gestalten« von Tjards Wendebourg. Es ist im Verlag Eugen Ulmer erschienen und kostet 19,90 Euro.

Artikel vom 23.09.2006