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Weihnachtsbraten bei
Verlosung gewonnen

Fünf Ferkel suchten Besitzer - Schweinemarkt im Zelt

Von Ulrich Hohenhoff (Text)
und Stefanie Westing (Fotos)
Brackwede (WB). Peter Schneider, Vorsitzender des Schaustellervereins Bielefeld, nahm's gelassen: »Draußen regnet es, dafür staubt es hier drinnen nicht so sehr«, scherzte er bei der Eröffnung der Ferkelverlosung des 564. Brackweder Schweinemarktes. Und die fand, ganz untypisch, im großen Festzelt statt.
Siegfried Kienitz (70) legte mit Mutter Gertrud (95) eine flotte Sohle aufs Parkett.

Kurzerhand hatten Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz und die Verantwortlichen das Spektakel Ferkelverlosung in das Zelt von Festwirt Leo Preuss verlegt. Und auch dort hielten ihnen die Brackweder die Treue. (Fast) bis auf den letzten Platz besetzt war das bis zu 1 000 Personen fassende Zelt, als die Stadtkapelle Brackwede unter Leitung von Heinz Kaczmarek zum Auftakt spielte.
Als Siegfried Kienitz die traditionelle Ferkelverlosung mit den Worten »Wer Dag for Dag sin Arbeit tut und tut dat jut und tut dat gern, der darf sich och mal amesieren« eröffnete, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Gespannt verfolgten die Besucher aus nah und fern die Ziehung der Gewinnnummern aus dem legendären roten Eimer. Fünf Ferkel gab es in diesem Jahr zu gewinnen - drei vom Verein »Pro Brackwede«, eines von der Werbe- und Interessengemeinschaft (WIG) und eines vom katholischen Pfarrer Günter Faust von der Herz-Jesu-Kirchengemeinde.
Sandra Schöttker (36) aus Steinhagen war das erste Ferkelglück vergönnt. Und auch das »Faust«-Ferkel musste nicht lange auf seinen neuen Besitzer warten. Mathias Dumalski (18) aus Brackwede schloss seinen heftigst zitternden Gewinn (vor Aufregung oder vor Kälte?) in die Arme. Irena Bärenwaldt (39) aus Bielefeld war als dritter das Glück hold. »Ich hab beim Schweinemarkt 2003 schon mal eines gewonnen und das lebt sogar noch, hat prächtig Fett angesetzt«, versicherte die glückliche Gewinnerin, die allerdings noch nicht weiß, was mit dem frisch gewonnenen Ferkel passieren soll. Ebenso wenig ist für Dominic Przybecki (23) aus Ummeln klar, was er mit seinem Gewinn anfangen wird.
So sehr es bei den ersten vier Gewinnern »Schlag auf Schlag« ging, so lange dauerte es bei Ferkel Nummer Fünf. Schließlich wurde Nicole Finke (34) aus Schloß Holte-Stukenbrock (ich bin aber eine »geborene Brackwederin«) als Gewinnerin ermittelt. Und die hat genaue Pläne: »Das Tier kommt als Weihnachtsbraten auf den Tisch«. Gezogen wurde die Dame übrigens von Susanna McGovern, ehedem Vorsitzende des Partnerschaftskomitees zwischen Brackwede und Enniskillen.
Sie ist zur Zeit mit ihrem Ehemann John zu Gast bei Lore und Gerhard Wegener (das WESTFALEN-BLATT berichtete). »Das Wasser ist schon da, nur das Loch haben wir noch nicht«, spielte Bürgermeister Detlef Helling, Brackweder Urgestein. dem der »Schweinemarkt seit 1955 bewusst in Erinnerung ist«, auf den untypischen Regentag an. Und auch Frank Becker (WIG), meinte sich zu erinnern, erst einmal in den letzten 16 Jahren »einen Regenschirm zur Ferkelverlosung gebraucht zu haben«. Dennoch: Der Stimmung tat die verregnete Ferkelverlosung keinen Abbruch.
Erst recht nicht, als Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz (70) die älteste anwesende Brackwederin zum Eröffnungstänzchen aufforderte. Wie es der Zufall wollte, meldete sich Gertrud Kienitz (95), Mutter des Bezirksvorstehers. Die beiden legten eine flotte Sohle aufs Parkett, getreu dem Motto »Wenn der Sohne mit de Mudder nach de Kirmes geiht.«

Artikel vom 29.08.2006