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Genug Luft muss sein

»Emmys« wurden vergeben - Gala mit Schnelligkeit

Von Christoph Driessen
Los Angeles (dpa). Das US-Fernsehen hat sich wieder einmal selbst gefeiert und mit einer Rekordzahl von 94 Emmys bedacht. Als beste TV-Serie wurde die Actionreihe »24 - Jede Sekunde zählt« ausgezeichnet. Kiefer Sutherland (39) - angekündigt als der Mann »mit dem komischen deutschen Vornamen« - wurde bester Darsteller.

In der Kategorie Comedy siegte »The Office«, die US-Version einer britischen Serie über ein Großraumbüro. Gleich vier Preise sammelte der Zweiteiler »Elizabeth I.« ein. Im Mittelpunkt der aufwendigen britischen Produktion steht die romantische Beziehung der Königin zum Grafen von Essex, den sie 1601 schließlich wegen Hochverrats hinrichten ließ. Überraschend gut schnitten bereits ausgelaufene Serien ab. Der Dauerbrenner »The West Wing« erhielt ebenso einen Preis wie die Sitcom »Will & Grace« und »Huff«.
Die Dankesreden der Preisträger wurden diesmal kurz gehalten, weil sie als einer der größten Quotenkiller gelten. Sobald die Fernsehschaffenden nach einigen Sätzen nicht freiwillig die Bühne verließen, wurde so laut Musik gespielt, dass sie kaum noch zu verstehen waren. Außerdem führte ihnen der Moderator Conan O'Brien einen Mann in einer Kabine vor und erläuterte, der Herr habe Sauerstoff für die Dauer der Sendung: Werde nur um eine Minute überzogen, müsse er ersticken. Im Besonderen wurde von Dankesworten an die Eltern abgeraten: »Wenn Sie in einer liebevollen Umgebung aufgewachsen wären, wären Sie heute nicht im Showbusiness«, stellte O'Brien klar.
Spott erntete Mel Gibson, der kürzlich durch antisemitische Äußerungen unangenehm aufgefallen war. »Selbst Kinostars haben jetzt ihre eigenen Fernsehshows«, witzelte O'Brien. »Mel Gibson hat eine neue Show auf Al-Dschasira.« Doch die Emmy-Show musste auch selbst Kritik einstecken. So war eine der nominierten Schauspielerinnen nur ganze 15 Sekunden in der Serie im Bild gewesen, was Zweifel an der Kompetenz der TV-Akademie aufkommen ließ.
Der Sender ABC soll so verärgert darüber gewesen sein, dass zwei seiner erfolgreichsten Serien nicht nominiert wurden, dass er zeitgleich zur Emmy-Gala auf NBC den Blockbuster »Fluch der Karibik« ins Programm hob. Insgesamt bewertete die Presse den Preisregen milde: Weniger langweilig als erwartet, war der Tenor.

Artikel vom 29.08.2006