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Der SCP-Angriff trifft noch nicht

Ein Tor in 270 Zweitligaminuten

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Dusko Djurisic hatte am Sonntag Saisonniederlage Nummer 1 des Zweitligisten SC Paderborn eingeleitet. Doch der Serbe war für die 0:2-Pleite beim 1. FC Kaiserslautern längst nicht allein verantwortlich. Das Hauptproblem liegt beim SCP zurzeit sehr viel weiter vorne, in der Offensive.

Zufriedenstellend ist immer noch die Paderborner Punkte-Bilanz. Vier Zähler nach drei Spieltagen und zwei Auswärts-Aufgaben - das kann sich sehen lassen. Nur zwei Gegentore liegen auch noch im absolut »grünen Bereich«. Tiefrot sieht aber die Angriffs-Bilanz aus. Ein Tor in 270 Zweitligaminuten ist viel zu wenig. Auch wenn Quervergleiche immer schwierig sind, nur diese Zahl: Vor einem Jahr hatte der Neuling SC Paderborn nach drei Spieltagen schon siebenmal getroffen.
»Wenn man auf dem Betzenberg punkten will, muss alles passen«, hatte Interimscoach Markus Gellhaus schon vor dem Spiel deutlich gemacht, während der 90 Minuten »passte« dagegen nicht viel. »Das waren banale Fehler, die einem erfahrenen Spieler wie Djurisic nicht passieren dürfen«, meinte Gellhaus, der sich aber vor seinen Innenverteidiger stellte: »Keiner kann ihm böse sein, er hat das ja nicht extra gemacht.«
Sicher nicht. Genauso wenig wie Benjamin Schüßler (63.) und René Müller (79.) ihre Großchancen absichtlich versiebten. Beide steuerten im zweiten Abschnitt allein auf Keeper Jürgen Macho zu, doch zweimal blieb der Lauterer Sieger. »Hier bekommt man nur ganz wenige klare Möglichkeiten. Wer die dann nicht nutzt, hat keine Chance, irgendetwas mitzunehmen«, sagte Gerrit Meinke. Der Ex-Stürmer und heutige Finanzchef des einzigen ostwestfälischen Fußball-Zweitligisten hatte am Wochenende die Mannschaft als Vereinsverantwortlicher in die Pfalz begleitet und war nach den 90 Minuten fassungslos: »Hier mussten wir heute punkten.«
Hinten lud der SC Paderborn 07 am Sonntag erstmals und dann gleich besonders großzügig zum Tore schießen ein, vorne blieb der Sturm zum dritten Mal in Folge harmlos. Bezeichnend: Paderborns bislang einziges Tor erzielte mit Marc Gouiffe à Goufan ein defensiver Mittelfeldspieler. Bezeichnend aber auch: Diesem Kunstschuss des Kameruners zum 1:0-Sieg gegen den FC Augsburg ging eine Standardsituation voraus. Timo Röttger hatte bei seiner Heimpremiere den entscheidenden Eckball getreten.
Besonders pikant an der Flaute im SCP-Angriff: Präsident Wilfried Finke wollte bereits vor drei Wochen die Offensive noch einmal personell verstärken. Mit seiner eigenmächtigen Stürmersuche hatte er dann das Paderborner Trainer-Theater mit dem Rücktritt von Jos Luhukay ausgelöst.

Artikel vom 29.08.2006