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Prüfer auf
dem Prüfstand

Dornige Zeiten beim TuS Dornberg

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Dabei begann der Sonntag so verheißungsvoll. Morgens durfte Jürgen Prüfer stolz sein auf seine Frau Andrea, die beim 14. Bielefelder Triathlon die 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Rad fahren und 5 Kilometer Laufen in 1:34:07 Stunden bewältigte und damit Sechste in der Altersklasse W 40 wurde. Zu dem Zeitpunkt hoffte der erfolgsorientierte Trainer des TuS Dornberg noch, dass er nachmittags in Avenwedde ebenso stolz auf sein Team sein könne.

Doch das 3:7 und wie der neue Negativrekord zustande kam, belehrte ihn eines Besseren. Bloß ein Pünktchen, schon 13 Gegentore, Landesliga-Vorletzter: so gestaltet sich zurzeit Jürgen Prüfers »etwas anderer« Dreikampf, der nicht folgenlos blieb. Gestern Abend zitierte ihn der Vorstand zum Rapport, um Antworten auf offene Fragen zu erhalten. Nachdem er eine Nacht drüber geschlafen hatte, empfand Teammanager Hans-Werner Freese das 3:7 als »sehr bedenkliche sportliche Leistung.«
Verlauf und Ausgang der Sitzung mit dem Trainer sollte Klarheit darüber bringen, ob der TuS Dornberg die aktuelle Krise weiter mit oder fortan ohne Jürgen Prüfer bewältigt. »Man muss nur die Tabelle angucken und ablesen. Diese Optik ist sehr unbefriedigend und nicht unser Anspruch,« meint Freese und unkt eher pessimistisch: »Ich glaube nicht, dass wir noch in der Lage sind, um die Meisterschaft mitspielen zu können.« Aber genau das bleibt weiter das Ziel der Mannschaft, wie Kapitän Adis Hasic beteuert: »Ich möchte nicht Zweiter oder Dritter werden. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben, sondern müssen vielmehr weiter an uns glauben«.
Wobei, das räumt Hasic nachdenklich ein, Dornberg zurzeit gewiss alles andere als Souveränität ausstrahle. »Ich bin selbst geschockt, was wir für einen Mist spielen. Wir sind hinten total durcheinander.« Gleichwohl bricht er eine Lanze für seinen Trainer. »Wir haben uns intern eindeutig für ihn ausgesprochen. Jürgen Prüfer kann am wenigsten dafür. Keiner im Umfeld wird es schaffen, Mannschaft und Trainer zu spalten. Es ist höchst bedauerlich, dass wir den Kritikern im Umfeld so viel Nahrung geben, an allem herum zu mäkeln.«
Prüfer (»Ich suche die Fehler gerne bei mir. Aber es fällt mir immer schwerer, alle Schuld auf mich zu laden«) mag derlei Bekenntnisse gerne lesen oder hören; gleichwohl weiß er um die Gesetze des Marktes und die in Avenwedde aufgetretenen gravierenden Defizite. Auf dem Platz gaben seine Schützlinge jedenfalls keinerlei Argumente, um für ihn zu sein.
»Das war schon extrem. Ich habe das Gefühl, wir sind die einzige Mannschaft in Deutschland die meint, ein Spiel gewinnen zu können ohne Laufbereitschaft, ohne einen defensiven Zweikampf, ohne Bemühen, in Ballbesitz zu kommen. Wir gucken uns alles nur an, ohne Gegenwehr.« Dieses Manko sei keine Frage von System oder Taktik. »Hier geht es um Grundelemente des Fußballs. Wir müssen Zweikämpfe suchen und gewinnen, rennen, kämpfen, Disziplin zeigen, rennen und nochmal rennen. Das alles ist nicht vorhanden. Da muss ich wohl oder übel die Hebel ansetzen«. Avenwedde war clever genug, alle Geschenke dankend anzunehmen. Adis Hasic: »Wir wollten den Gegner überrennen und sind gnadenlos ausgekontert worden. Wir müssen lernen, erstmal zu null zu spielen.«
Prüfer registriert »ständig wiederkehrende Fehler.« Die ersten drei Gegentore am Sonntag seien nach Situationen gefallen, die »wir tausend Mal angesprochen haben.« Das Groteske an der Lage: »Die Trainingsabläufe sind richtig gut. Aber am Sonntag ist dann alles weg.« In Avenwedde habe sein Team nach der Pause »80 Prozent Ballbesitz« gehabt. »Wir spielen auf ein Tor. Aber in diesem Bemühen sind wir hinten so was von offen. Jeder Ballverlust ist eine Einladung für den Gegner.«
Jürgen Prüfer möchte heute Abend zur Sprache bringen, »einige Dinge grundlegend zu ändern.« Wenn er denn noch Trainer ist.

Artikel vom 29.08.2006