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Bande bricht in
174 Häuser ein

Anklage gegen Serben erhoben

Von Christian Althoff
Gütersloh (WB). 174 Wohnungseinbrüche soll eine vierköpfige serbische Bande in nur neun Wochen begangen haben, die meisten im Kreis Gütersloh. Die Staatsanwaltschaft Detmold hat jetzt Anklage gegen die geständigen Täter Fatmir L. (31) und Ensar L. (42) erhoben. Deren Komplizen Fikret K. (45) und Mirfat M. (39) sind in Serbien untergetaucht.

Am 12. November 2005 stiegen zwei Männer in Enger (Kreis Herford) in ein Haus ein und erbeuteten Geld und Schmuck. Dieser Einbruch war der Auftakt zu einer in Ostwestfalen-Lippe beispiellosen Serie, in deren Verlauf die Bande 174 Mal zuschlug - zumeist in Einfamilienhäusern, und zwar im Kreis Gütersloh (71 Einbrüche), in Bielefeld (44), im Kreis Lippe (17), im Kreis Herford (13), im Kreis Minden-Lübbecke (11) und im Kreis Warendorf (18).
Nach Angaben eines Ermittlers war die Bande ein eingespieltes Team. Mittags kundschafteten die Männer aus, in welche Häuser sie am frühen Abend während der Abwesenheit der Bewohner einsteigen wollten. Dabei besprachen sie auch, wo der Fluchtwagen abgestellt und der Autoschlüssel versteckt werden sollte - damit jedes Bandenmitglied im Ernstfall mit dem Wagen hätte fliehen können. Bei ihren Taten gingen die Männer grob vor: Entweder schlugen sie Scheiben ein, um Türen öffnen zu können, oder sie brachen diese auf. Dann durchsuchten sie in Windeseile die Häuser und rafften Geld, Schmuck, Pelze und elektronische Geräte zusammen. Gelegentlich plünderten sie in einer Straße gleich mehrere Gebäude, bevor sie flohen. Als die Täter in Bad Salzuflen bei einem Einbruch vom Hausbesitzer überrascht wurden, sprühte eines der Bandenmitglieder dem Mann Pfefferspray ins Gesicht, um entkommen zu können. »Bei anderen Opfern haben die Einbrüche psychische Spuren hinterlassen. Viele leiden bis heute unter der Tat«, sagte ein Kriminalbeamter.
Während die Einbrecher einige Beutestücke behielten, sollen sie das meiste über einen serbischen Hehler abgesetzt haben. Erbeutetes Geld sollen sie an Verwandte in Serbien überwiesen haben. Der Gesamtschaden wird auf 700 000 Euro geschätzt. 
Nach dem Auftakt der Einbruchsserie hatte die Bezirksregierung Detmold die Einrichtung der Ermittlungskommission »Teuto« angeordnet, die bei der Kripo Detmold angesiedelt wurde. Die Beamten kamen der Bande nach Auswertung von mehr als 20 000 Handydaten auf die Spur. Kopf der Gruppe soll der Serbe Fatmir L. aus Bielefeld sein, auch Ensar L. lebte in Bielefeld. In den Wohnungen der Männer waren noch zahlreiche Beutestücke gefunden worden.
Die Serben haben bisher nur Teilgeständnisse abgelegt. Die Staatsanwaltschaft hat deshalb nur jene 76 Einbrüche angeklagt, von denen sie annimmt, sie den Männern zweifelsfrei nachweisen zu können. Wann der Prozess stattfindet, steht noch nicht fest. Rechtsanwalt Dr. Carsten Ernst, der Ensar L. vertritt: »Die Anklage ist erhoben worden, ohne dass wir die Akten kennen. Deshalb habe ich der Eröffnung des Hauptverfahrens widersprochen.«
Tipps gegen Einbrüche gibt's bei der Polizei oder im Internet unterwww.e110.de

Artikel vom 30.08.2006