30.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Im Westen bekriegt, in Polen geehrt

Vertriebenen-Politiker Herbert Hupka im Alter von 91 Jahren gestorben

Bonn (WB/rb). Der Vertriebenen-Politiker und langjährige Bundestagsabgeordnete Herbert Hupka ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 91 Jahren gestorben. Hupka wirkte noch im hohen Alter als Gastautor im WESTFALEN-BLATT. Herbert Hupka, unbeirrte Stimme der Vertriebenen in Deutschland.

Unermüdlich habe sich Hupka über Jahrzehnte für die geschichtliche Wahrheit und die Rechte der deutschen Heimatvertriebenen eingesetzt, erklärte gestern der Sprecher für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme: »Hupka war Mahner gegen das Vergessen, unruhiges Gewissen gegenüber denjenigen, die verdrängen wollten und aufrichtiger Aussöhner im Verhältnis zu unseren europäischen Nachbarn, vor allem zu Polen.«
Der auf Sri Lanka/Ceylon in einem britischen Internierungslager geborene und in Ratibor, Oberschlesien, aufgewachsene Hupka gehörte von 1969 bis 1987 dem Bundestag an - zunächst bis 1972 für die SPD, danach für die Union. Im Februar 1972 trat er aus Protest gegen die sozialliberale Ostpolitik aus der SPD aus und in die CDU ein.
Hupka war nach dem Krieg 1948 Mitbegründer der Landsmannschaft Schlesien und von 1968 bis 2000 auch deren Bundesvorsitzender. Von 1970 bis 1992 war er daneben auch Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen.
Entschieden stellte er sich gegen die Entspannungs- und Ostpolitik der Bundesregierung unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD). Seine Gegner auf der politischen Linken und in weiten Teilen der westdeutschen Medien jener Zeit schmähten ihn als »Revanchist« und »ewig gestrig«, da er die Oder-Neiße-Grenze in Frage stellte. Der Vorwurf traf ihn hart, zumal seine Familie sowohl von den Nazis verfolgt wurde, als auch nach dem Kriege vor polnischen Übergriffen fliehen musste. Seine Mutter war als »rassisch Verfolgte« von 1944 bis Kriegsende im KZ Theresienstadt inhaftiert.
Späte Genugtuung fand der politische Kämpfer, als er nach der Wende in Europa Anerkennung in seiner alten Heimat fand. So hat ihm seine Vaterstadt Ratibor den Ehrentitel eines verdienten Bürgers verliehen. Im heutigen Polen gilt der Bereich des früheren deutschen Oberschlesiens als Musterbeispiel für Versöhnung und Zusammenarbeit.

Artikel vom 30.08.2006