29.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vier Generationen unter einem Dach

Uroma Änne versorgt Pferd und Fohlen -ÊSchaukäserei Attraktion des Menne-Hofs in Nieheim

Von Bernhard Hertlein
Nieheim (WB). Urahne, Großmutter, Mutter, Kind: Auf dem Langemeier-Hof in Nieheim im Kreis Höxter leben sie alle unter einem Dach. Zwischen Änne Menne (95) und ihrem Urenkel David liegen 91 Jahre. Als die Ältere 1941 auf den Hof kam, ernährten nur acht oder neun Kühe die gesamte Familie.
Gerhard Peine (l.) und Thomas Menne kooperieren in einer landwirtschaftlichen GbR.

Heute bietet der Stall, den Ännes Enkel Thomas Menne gemeinsam mit Nachbar Gerhard Peine in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) betreibt, Platz für 120 Kälber und Kühe. In der hofeigenen »Schaukäserei« können die Kunden durch die Ladenscheibe sehen, wie aus der eigenen Hofmilch Käse hergestellt wird.
1936 erwarben Wilhelm Menne, den alle Nieheimer nur »Wilhelm Langemeier« nannten, weil er dem Langemeier-Hof im Zentrum Nieheims entstammte, und sein Sohn Johannes ein Grundstück an der Stadtgrenze. Der neue Hof, in den bald auch Änne und in der nächsten Generation Käthe, die Frau von Egon Menne, einzogen, war bis 1995 ein normaler Bauernhof. Dann entschied Käthes Sohn Thomas Menne, dass es etwas Schöneres gibt als ein Leben ohne freien Tag. Er tat sich mit dem gleichaltrigen Peine zusammen, der in einer Entfernung von 1800 Metern einen Aussiedlerhof betrieb.
Mit der GbR wurde - ein Wunder in einem Milchbetrieb - die Arbeitsbelastung planbar. Inzwischen hat die Schaukäserei das Arbeitsvolumen wieder vergrößert. Die Anregung dazu kam vom Heimat- und Verskehrsverein. Nieheim ist als »Hauptstadt« des Käselands Deutschland auch Sitz des deutschen Käsemuseums. Hier findet vom 1. bis 3. September zum fünften Mal der »Deutsche Käsemarkt« statt. Und hier erwartet »Deutschlands längste Käsetheke« etwa 60 000 Besucher.
Nach Gründung der GbR gab es auf Mennes Hof leere Räume. Beide Bauern hatten Milch - und Nieheim außer dem Traditionsbetrieb Pott Bedarf für eine weitere Käserei. 2004 ging's los. Chefin der Käserei wurde Thomas Mennes Frau Monika, die selbst einem Nebenerwerbshof entstammt.
Heute ist ihr handwerklich produzierter Käse ein echter Renner. Wurde im vergangenen Jahr ein Zehntel der eigenen Milch für die Herstellung eingesetzt, werden es 2006 schon 20 Prozent sein. Damit erzeugten die Mennes 2005 zwölf und in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 20 Tonnen Käse. Die Nachfrage wächst rasant. Zum Verkauf ab Hof sowie auf Wochenmärkten und Dorffesten kommen erste regionale Lebensmittelketten, die mit dem »Nieheimer« die Käsetheken qualitativ aufwerten. Die »Schutzgemeinschaft Nieheimer Käse« bemüht sich in Brüssel intensiv, die Herkunftsbezeichnung von der EU schützen zu lassen.
Unterstützt werden die Mennes von zwei landwirtschaftlichen Hilfskräften sowie vier Teilzeiangestellten in der Käserei. Oma Käthe sorgt für die Blumen, hilft im Laden und bei Führungen. Und selbst die 95-jährige Änne hat sich noch nicht vollständig aufs Altenteil zurückgezogen: »Für das Pferd und das neugeborene Fohlen sorg schon ich.« Und natürlich auch für Kira, den Schäferhund. Dass sie zwischendurch auch noch kocht, vergisst sie ganz zu erwähnen.

Artikel vom 29.08.2006