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Fantasy und fiese Monster

»Das Mädchen aus dem Wasser«

Amerikanische Kritiker ließen kein gutes Haar an M. Night Shyamalans jüngstem Film. »Das Mädchen aus dem Wasser« ist ein verlorenes Geschöpf aus dem spirituellen Kosmos des Filmemachers, der seit »The Sixth Sense« nichts Ebenbürtiges mehr abgeliefert hat.
Verloren wirkt die seltsam reizlose Wassernixe (Bryce Dallas Howard) auch in dem verpuzzelten Plot, in dem sich eine multikulturelle Hausgemeinschaft gegen bedrohliche Mächte zur Wehr setzt.
Was Shyamalan seinen Kindern als Gutenacht-Geschichte erzählte und als Kinderbuch veröffentlichte, verfehlt auf der Leinwand seine Magie. Da sein Stammhaus Disney Bedenken gegenüber dem Drehbuch geltend machte, ging der düpierte Autor und Regisseur damit zu Warner. Sein Name genießt auch nach Enttäuschungen wie »Unbreakable«, »Signs« und »The Village« Kredit. Die Feststellung, dass Shyamalan sich mit diesem Film selbst übertroffen habe, betrifft allerdings nur das Abstruse dieser immerhin gut besetzten Fantasy-Geschichte. Paul Giamatti trägt sie als Hausmeister Cleveland Heep, der die junge Frau aus dem Wasser beherbergt. Ihr Name ist Story, sie gehört zur Fabelgattung der Narf und haust eigentlich unter dem Swimmingpool der Wohnanlage. Da sie von fiesen Monstern verfolgt wird, mobilisiert Cleveland die Mieterschaft, um dem Mysterium zu begegnen.
Jeder aus der bunt gemischten Hausgemeinschaft hat etwas beizutragen, da jeder seine eigenen Monster zu bewältigen oder spezielle Gaben hat: die rüde Koreanerin, ihre kesse Tochter, der Kreuzworträtsel-Freak, die Proleten und der frustrierte Filmkritiker mit seinen zynischen Anmerkungen zum obligatorischen Filmplot. Es gibt immer wieder witzige Momente, die jedoch gegen Shyamalans hausgemachte Monster keine Chance haben. Er selbst tritt in der Rolle eines Inders auf, der Dank der Ereignisse seine Schreibhemmung überwindet.

Artikel vom 31.08.2006