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Punto für Fortgeschrittene
Der Grande Sport 1,9 Multijet ist ein Kompakter mit Stil und reichlich Kraft
Keine Frage - er ist ein richtig Schicker, dieser Italiener. Klein, aber fein. Die Fiat-Designer haben beim Grande Punto ganze Arbeit geleistet. Und das gilt für den Sport ganz besonders.
Gleich auf den ersten Blick kommt die Topversion der Baureihe als Kraftpaket über, insbesondere, wenn der dreitürige Kompakte seinen Auftritt in sattem »Actionrot metallic« hat - als wär's ein kleiner Ferrari.
Der schmale metallische Gitter-Kühlergrill über dem nur angedeuteten Stoßfänger und die weit in Haube und Kotflügel hineingezogenen Scheinwerfer sind stilistische Anleihen aus der großen Zeit der italienischen Sportwagen in den 60er-Jahren. Beim Feinschliff im Studio Giorgetto Giugiaro wurde der Grande Punto Sport zudem um 30 Millimeter tiefer gelegt und auf große 17-Zoll-Speichenräder mit 205/45er-Reifen gestellt. Spoiler vorn wie hinten und am Dach sowie die fein gewölbten Schweller zwischen den Radhäusern fallen so dezent aus, dass ihr Vorhandensein erst beim zweiten und dritten Blick auffällt. Aber genau so muss es sein - minimaler Einsatz, starke Wirkung.
Im Innenraum setzt sich der positive Eindruck fort. Schnell findet sich in den auf guten Seitenhalt geformten Vordersitzen für Menschen jeder Größe eine gute Position - im Gegensatz zum hinteren Abteil, wo es doch sehr eng zugeht. Aber wer sich für den Grande Punto Sport interessiert, der ist nicht auf der Suche nach einem Van und wird sich auch mit einem klassentypisch kleineren Gepäckabteil (275 Liter) zufrieden geben. Für zwei Leute und flotte Ferienfahrt aber reicht's allemal, ist die Zuladung mit 485 Kilo doch passabel.
Soll es also losgehen! Spontan nimmt der 1,9 Liter Multijet Diesel bei der ersten Schlüsselumdrehung die Arbeit auf - schon im kalten Zustand erstaunlich leise und vibrationsfrei. Der Achtventiler mit 130 PS (96 kW), die Spitzenmotorisierung der Baureihe, hat mit dem 1200-Kilo-Auto leichtes Spiel: Schon bei 2000 Touren liegt bei dem turbogeladenen Selbstzünder das maximale Drehmoment von 280 Newtonmeter an. Bei Bedarf ist der Sport-Punto in 9,5 Sekunden auf Tempo 100. Bemerkenswert mühelos geht's bis zu den als Spitze angegebenen 200 weiter - und laut Tacho auch darüber hinweg.
Weil stets reichlich Kraft an der Kurbelwelle anliegt, stellt sich der Sport ganz aufs Tages-Temperament des Fahrers ein. Schaltfaules Mitschwimmen ist ebenso möglich wie fleißiges Wechseln der Gänge. Fliegende Sprints, etwa beim Überholen, sind dann der Lohn.
Sein serienmäßiges Sechsgang-Getriebe ist perfekt auf die Motorcharakteristik des Fronttrieblers abgestimmt. Es lässt sich leicht und exakt schalten und sorgt dafür, dass der große Diesel im kleinen Italiener niemals laut wird - auch bei Topspeed nicht. Und weil auch Windgeräusche schön draußen bleiben, das straffe Fahrwerk und großvolumige Bremsen sich der vom Multijet-Diesel gelieferten Leistung jederzeit gewachsen zeigen, tut es nicht Wunder, dass der Grande Punto Sport auf der Autobahn ganz entspannt im Konzert der Großen mitbläst.
Schnellzug kostet allerdings auch bei Fiat Schnellzugzuschlag: Während werksseitig eine kombinierte Dieselverbrennung von 5,8 Litern pro 100 Kilometer angepriesen wird, waren es bei unserem Exemplar 7,5 Liter. Bei schneller Autobahnfahrt zeigte das Multifunktionsdisplay gar 8,9 Liter an - für einen Diesel dieser Größe zu viel. Und auch, dass der Partikelfilter mit 600 Euro extra zu Buche schlägt, passt nicht so ganz in die Zeit.
Insgesamt aber ist der getestete Grande Punto Sport ein hochwertiges, schönes, fahraktives, gut ausgestattetes Auto - und bei einem Grundpreis von 17 990 Euro auch preislich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz.
Ingo Steinsdörfer

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Artikel vom 09.09.2006