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Ermittlungen
auch bei Ikea

Schmiergeld-Affären häufen sich

Frankfurt/Hamburg/Wolfsburg (dpa/Reuters). Die Berichte über Korruption in Deutschland häufen sich. Nach Philips, Media-Saturn und Volkswagen stand am Wochenende wieder das schwedische Möbelhaus Ikea im Blickpunkt.

Nach einem Bericht des »Spiegel« ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit gegen sieben ehemalige Mitarbeiter der Ikea-Bauabteilung sowie wegen des Verdachts der Bestechung und des Betrugs gegen 44 Mitarbeiter von Bau- und Handwerksfirmen. Die Staatsanwaltschaft war am Wochenende für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Laut »Spiegel« soll der Hauptbeschuldigte seit Mitte der 80er Jahre Bestechungsgelder in Millionenhöhe kassiert habe. Der 56 Jahre alte Bauleiter aus der Ikea-Zentrale in Wallau bei Wiesbaden erhängte sich im September 2005 in seiner Zelle. Ein zweiter Beschuldigter ließ sich nach »Spiegel«-Informationen mit Bargeld, Urlaubsreisen und einer Sanierung seines privaten Anwesens in Höhe von 300 000 Euro bestechen.
Auch die in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Bestechung durch Philips-Mitarbeiter deuten nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft auf eine Korruptionsaffäre großen Ausmaßes hin. »Wir haben am 7. Juni insgesamt 116 Durchsuchungsbeschlüsse in 14 Bundesländern vollstreckt. Daran können Sie die Dimension erkennen, die das Verfahren hat«, erklärte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, Rüdiger Bagger. Insgesamt gehe die Staatsanwaltschaft in 250 Einzelfällen einem Bestechungsverdacht nach. Als Gegenleistung für Aufträge hätten Einkäufer von Elektronikmärkten Uhren im Wert von 12 500 Euro, hochwertige Anzüge, Hotelaufenthalte, Gartenmöbel, Gutscheine für Reisen oder zum Tanken erhalten, sagte Bagger. Die Media-Saturn-Unternehmensgruppe bestätigte Ermittlungen wegen Bestechung gegen Mitarbeiter eines großen Lieferanten.
Wegen der Korruptionsaffäre in der Autoindustrie kritisierte der Volkswagen-Betriebsrat die Kontrollen bei VW. Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte, es könne von »reihenweiser Bestechung« keine Rede sein. Zudem seien auch andere Autohersteller betroffen. Dennoch sei die Kontrolle »unzureichend« gewesen.
Im Zentrum der Schmiergeldaffäre steht der französische Autozulieferer Faurecia. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wirft Faurecia vor, seit 1998 Schmiergelder im Umfang von zuletzt 600 000 bis 800 000 Euro jährlich gezahlt zu haben. Im Gegenzug soll Faurecia bei der Auftragsvergabe bevorzugt worden sein. Seite 2: Kommentar

Artikel vom 28.08.2006