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»Uns verband
eine enge
Beziehung«

Brok über Barzel


Von Dirk Schröder
Bielefeld (WB). »Rainer Barzel war für mich ein väterlicher Freund, der mir in meinem politischen Leben sehr viel geholfen hat.« Mit Bestürzung hat der ostwestfälisch-lippische CDU-Vorsitzende und Europaabgeordnete Elmar Brok gestern im Gespräch mit dieser Zeitung auf die Nachricht vom Tod des früheren Paderborner Bundestagsabeordneten reagiert. Bereits 1969 hatte Brok für Barzel in Wiedenbrück den Bundestagswahlkampf geleitet. »Seit dieser Zeit verband uns eine sehr enge Beziehung.«
Noch am 9. Juni, es war der Tag des Eröffnungsspiels der Fußballweltmeisterschaft, hatte Brok den jetzt verstorbenen CDU-Politiker im Krankenhaus besucht, wo dieser wegen einer akuten Lundenentzündung lag. Er habe damals noch große Pläne gehabt, wollte wieder verstärkt in der Öffentlichkeit auftreten. So wollte er zusammen mit der neuen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Synagoge in München besuchen. Brok erinnerte daran, dass Barzel 1965 als damaliger Chef der Unionsfraktion die Anerkennung des Staates Israels durchgesetzt habe.
Barzel sei ein Mann von tiefer Überzeugung und einem zutiest christlichem Menschenbild gewesen. Er habe immer deutsche Interessen vertreten und sich für die deutsche und die europäische Einheit eingesetzt.
Barzel sei aber auch ein Mann gewesen, der im politischen wie im privaten Leben sehr viel Pech gehabt habe. Brok nannte das verlorene Misstrauensvotum gegen den damaligen Kanzler Willy Brandt - »Barzel wäre ein großer Bundeskanzler geworden« - und die angebliche Verwicklung in die Flick-Spendenaffäre. Am Ende hätten sich auch diese Anschuldigungen mit einem »Freispruch erster Klasse« für Barzel in Luft aufgelöst.
Schließlich erinnerte Brok daran, dass Barzel ein brillanter Redner gewesen ist. »Die Redeschlachten im Bundestag mit Franz Josef Strauß und Herbert Wehner waren Sternstunden des Parlaments.«
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers erklärte, »Rainer Barzel wird für immer untrennbar mit der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland verbunden sein .« Rüttgers erinnerte an das vielfältige Wirken Barzels, das in NRW seinen Anfang genommen habe. »Wenn wir heute den 60. Jahrestag der Gründung unseres Landes feiern, dann denken wir auch an die Gründerväter, die unser Land wieder aufgebaut haben. Dabei denke ich auch an Rainer Barzel.«
Paderborns Bürgermeister Heinz Paus nannte seinen Ehrenbürger Rainer Barzel einen Glückfall für die Stadt. Er habe sich immer für die Belange seiner Mitmenschen eingesetzt.

Artikel vom 28.08.2006