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Das Blaulicht im Landschafts-Loch

Tausende Schaulustige bestaunen Inszenierung mit Feuerwerk


Von Hartmut Horstmann
Porta Westfalica (WB). Zwischen Fernsehturm und Kaiser-Wilhelm-Denkmal klafft eine gewaltige Lücke, gemeinhin die Westfälische Pforte genannt. Das imposante Landschafts-Loch, das der Weser den Durchfluss ermöglicht, hat der Künstler Dietmar Lehmann mit einer Laser-Installation samt Feuerwerk in Szene gesetzt.
Tausende von Schaulustigen beobachteten am Samstagabend die Aktion, die den Abschluss des LandArt-Festivals im Kreis Minden-Lübbecke bildete. Gewaltige Laser-Strahlen scheinen aus dem Nichts zu kommen, bewegen sich fächerartig zu schwelgerischer Musik, während Denkmal und Fernsehturm in ein blaues Licht getaucht sind. Als optische Fixpunkte markieren die beiden Wahrzeichen der Porta Westfalica den Bereich, in dem sich das Spektakel vollziehen soll. Allmählich, in immer neuen Schüben erreichen die Feuerwerkskörper die Laserlinie, die Turm und Denkmal miteinander verbindet.
Dietmar Lehmann, künstlerische Blaulichtgestalt des Mühlenkreises, versteht es, die besondere Landschaftssituation zu bespielen, auf sie einzugehen. Gewaltig das Echo, das die explodierenden Feuerwerkskörper in der unterbrochenen Gebirgskette auslösen, auch hier entfaltet der Ort seine besondere Wirkung.
Allerdings: Der angekündigte Effekt, den Gebirgsdurchbruch für kurze Zeit optisch zu schließen und zur lückenlosen Vorzeit zurückzukehren, wird höchstens in Ansätzen erahnbar - eine irreführende Ankündigung, um das ambitionierte Projekt im Vorfeld noch gigantischer erscheinen zu lassen? Am Anfang war das Wort - doch Verlautbarungen und realistische Umsetzungsmöglichkeiten, die immer auch mit Finanzen zu tun haben, sind zweierlei. Immerhin erntete Lehmann, der sich nach dem 20-minütigen Feuerwerk vom Gelingen überzeugt zeigte, auch Applaus für seine Aktion.
Die Porta Westfalica gehört zu den Wahrzeichen der Region. Auch in Zukunft wird sich Dietmar Lehmann mit den Spezifika, mit der Geschichte des Ortes auseinander setzen. So hat er angekündigt, das Augenmerk vom Kaiser-Denkmal weg in die Tiefe zu richten, ins Innere des Gebirges. Dorthin waren zum Ende des Zweiten Weltkrieges Zulieferer-Betriebe für die Militärproduktion des Zweiten Weltkrieges verlegt worden. Der Künstler will durch eine Glaswand den Blick in die alten Stollen ermöglichen, die unter anderem von KZ-Häftlingen ausgebaut worden waren - nach der Blaulicht-Euphorie der Blick ins braune Dunkel der Geschichte.

Artikel vom 28.08.2006