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Wo die Ministerin die Schulbank drückte

Das Ceci feiert »150-jähriges« mit Festakt und Ball

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Mit einem Festakt in der Aula beging das Cecilien-Gymnasium am Samstag sein 150-jähriges Jubiläum. Es war die Stunde der Rückschau. Doch deutlich wurde auch: Das Ceci ist heute eine hochmoderne Schule, die ihren Werten treu geblieben ist. Am Abend wurde weiter gefeiert - mit einem Ball in der Stadthalle.

Einerseits waren die Erinnerungen historisch verbürgt, wie die der heutigen Schuldirektorin Dorothea Bratvogel. Sie berichtete von der ersten Leiterin der Schule, die in einer Mischung aus Respekt und Zuneigung »Tante Dietrich« genannt wurde. In ihrem Heim an der Kreuzstraße wurden 1856 die ersten sieben jungen Damen »aus gutem evangelischen Hause« aufgenommen und erzogen. Heute besuchen 1300 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium.
Andererseits waren die Erinnerungen auch ganz persönlicher Art, wie die von NRW-Schulministerin Barbara Sommer. Die CDU-Politikerin hatte in den 60er Jahren am Ceci ihr Abitur abgelegt. Es sei ein besonderes Gefühl, wieder in die Aula zu kommen, sagte die Ministerin. Sie erzählte, wie sie als Oberstufenschülerin eben dort ihre Angst verlor, vor einer großen Gruppe zu sprechen. »Wir mussten abwechselnd die Andacht halten. Ich dachte, das schaff' ich nie, wollte gar nicht von meinem Blatt aufschauen. Aber es ging dann doch.«
Erinnerungen an das 125-jährige Jubiläum hatte Schulpflegschaftsvorsitzende Susanne Mönkemöller: »Damals war ich hier Schülerin, sollte beim Empfang Sekt servieren. Einige Gläser gingen zu Bruch. Aber Scherben bringen ja bekanntlich Glück.«
Humorvoll die Rückblende von Gerd Kranzmann, Leiter des benachbarten Helmholtz-Gymnasiums. Er berichtete von den ersten Begegnungen zwischen den »schlecht erzogenen und faulen Jungs« vom Helmholtz mit den »adrett gekleideten und strebsamen jungen Damen« vom Ceci. Seit mehr als 30 Jahren kooperieren beide Schulen in der Oberstufe, längst ist die Geschlechtertrennung aufgehoben. Kranzmann: »Bei uns ist das wie in einer langjährigen Ehe.« Eigentlich könne der eine ohne den anderen gar nicht mehr.
Dass Bielefeld nicht ohne das Ceci kann, machte Oberbürgermeister Eberhard David deutlich: Die Schule sei seit 150 Jahren prägend für die Stadt. Dass die Schule wiederum nicht ohne die Stadt auskommt, unterstrich die Schulpflegschaftsvorsitzende und forderte den Beginn dringender Sanierungsarbeiten: »Es gibt viel zu tun, aber wir können nicht weitere 150 Jahre warten.«
Dr. Rainer Wittmann von der Detmolder Bezirksregierung konnte feststellen, dass das Ceci sehr wohl die Kriterien erfülle, die die Bertelsmann-Stiftung Eltern bei der Auswahl einer modernen Schule zur Beachtung empfehle. Chor und Orchester von Ceci und Helmholtz erfreuten die Gäste mit Händels Feuerwerksmusik und dem melancholischen Stück »In Dreams«. Die Rock'n'Roll AG leitete schließlich zum anschließenden Empfang über, bevor am Abend beim Schulball in der Stadthalle weiter gefeiert wurde.
Mancher hatte da wohl auch noch die Worte der Schulministerin im Ohr. Ja, Leistung sei wichtig, und die werde über das neue Schulgesetz auch eingefordert. »Aber seien Sie auch gnädig«, appellierte die Ministerin an die Lehrer und erzählte noch einmal von ihrer eigenen Schulzeit, als ihr bei einer Klassenarbeit ein kleines Heft mit der Interpretation von Schillers »Räubern« aus der Bank und vor die Füße eines Lehrers fiel. »Er schaute so streng, dass ich es nicht vergessen werde, und ging dann doch gnädig über das Vorkommnis hinweg.«

Artikel vom 28.08.2006