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Vorausschauende
Stadtplanung

Pilotprojekt zum demografischen Wandel

Bielefeld (MiS). Bielefeld im Jahr 2050. Die Stadt hat nicht mehr 330 000 Einwohner wie heute. 40 000 Menschen weniger werden dann hier leben. Es wird deutlich weniger Kinder geben, mehr zugewanderte Menschen, und die Bevölkerung wird im Durchschnitt viel älter sein.

Verhältnisse, auf die sich auch Politik und Verwaltung in der Stadt einstellen. Der Hauptausschuss des Rates gab jetzt den Startschuss für ein Bielefelder Konzept zum demografischen Wandel. Die Entscheidung, zunächst mit einer Pilotphase im Bereich Stadtplanung zu beginnen, fiel einstimmig aus.
»Fangen wir endlich an«, hatte zuvor Oberbürgermeister Eberhard David (CDU) an die Politiker appelliert, von der theoretischen Erörterung des Themas zu einer konkreten Umsetzung zu gelangen. Die städtische Demografie-Beauftragte Susanne Tatje habe bereits hervorragende Vorarbeit geleistet, die auch bundesweit auf Aufmerksamkeit gestoßen sei.
In der Stadtplanung werden die Folgen des demografischen Wandels besonders schnell spürbar sein, zum Beispiel durch Leerstände in wenig attraktiven Wohnsiedlungen. Es soll deshalb über Alternativen nachgedacht werden, etwa, den Umbau von Hochbauten oder ihr Abriss zugunsten von Zwei-Familien-Häusern. Diskutiert werden kann über die Vergrößerung von Grünflächen, aber auch über die Frage, in welchem Maße überhaupt noch neues Bauland ausgewiesen werden muss.
Nach Ansicht der Grünen sollte größere Aufmerksamkeit auf den Bereich Integration gelegt werden. Doch der, so Detlef Helling (CDU) in der Hauptausschuss-Debatte, ergebe sich zwangsläufig. Der Brackweder berichtete aus seinem Stadtbezirk, wo sich bereits Parallelgesellschaften zwischen deutscher und türkischer Bevölkerung herausgebildet hätten. Otto Sauer (FDP) betonte, die Integration von Migranten dürfe nicht nur »gefördert«, sie müsse von diesen Bevölkerungsgruppen auch »gefordert« werden.
Für die Pilotphase ist angedacht, dass bei künftigen Planungsentscheidungen immer auch der demografische Faktor mit berücksichtigt werden soll. Sitzungsvorlagen für die Politiker müssen auf die entsprechenden Auswirkungen hinweisen. Darüber hinaus soll künftig jährlich über die Bevölkerungsentwicklung in Bielefeld berichtet, eine noch detailliertere Einwohnerprognose erarbeitet werden.
Möglichst schnell werden dann auch die anderen Handlungsfelder eines Demografiekonzeptes angegangen. Dazu gehören neben Stadtentwicklung und Integration die Bereiche Kinder und Familien, Bildung und Qualifizierung, Alten- und Gesundheitspolitik sowie die Wirtschaftsförderung.

Artikel vom 28.08.2006