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Bombe nach Plänen aus
dem Internet gebastelt

BKA sieht derzeit keine aktute Anschlagsgefahr

Berlin (Reuters). Das Bundeskriminalamt (BKA) sieht nach den Festnahmen im Zusammenhang mit den fehlgeschlagenen Kofferbombenanschlägen auf Regionalzüge derzeit keine akute Anschlaggefahr in Deutschland. Der jetzt in Konstanz festgenommene Syrer Fadi A. S. soll im Internet die Anleitungen zu dem Bombenbau rechechiert haben.

»Die aktuellen Festnahmen haben dazu geführt, dass die Gefahrenspitze erst einmal gekappt ist«, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke. Derzeit gebe es keine Hinweise auf die Existenz einer weiteren Terrorzelle. Große Sorge bereite ihm, dass die Terrorgefahr in dem konkreten Fall erst spät erkannt worden sei. Weitere Festnahmen im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Kieler Terrorzelle schloss Ziercke ebenso wie Generalbundesanwältin Monika Harms nicht aus.
Auf Antrag von Harms wurde am Samstag ein dritter Tatverdächtiger in Untersuchungshaft genommen. Der am Freitag in Konstanz festgenommene Syrer Fadi A.S. soll die Anschläge mit vorbereitet und den beiden anderen inhaftierten libanesischen Tatverdächtigen bei der Flucht aus Deutschland geholfen haben.
Ziercke kommentierte Berichte über eine angebliche Verbindung der Festgenommenen zur El-Kaida-Organisation zurückhaltend. »Der Anti-Terror-Kampf hat El-Kaida schwer zugesetzt, sie hat nicht mehr die operative Kraft wie zu Zeiten des 11. September.« El Kaida sei aber dabei, neue Zellen aufzustellen. »Ob die Festgenommenen dazugehören, ist die ganz große Frage, die wir klären müssen«, sagte Ziercke.
Auch Harms sagte, Hinweise auf eine Verbindung zu El Kaida sollten mit Vorsicht bewertet werden. Es sei möglich, dass die Festgenommenen eine ähnliche Grundüberzeugung wie die Extremistenorganisation hätten.
Der Bundesgerichtshof erließ am Samstag Haftbefehl gegen den dritten Tatverdächtigen. Der in Konstanz festgenommene Syrer werde dringend verdächtigt, zusammen mit den beiden anderen Tatverdächtigen und eventuell weiteren bislang unbekannten Mitgliedern einer terroristischen Vereinigung die Attentate auf zwei Züge vorbereitet zu haben. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft lebte der in einem Konstanzer Studentenwohnheim Festgenommene zuvor in Kiel, wo der Libanese Youssef Mohamad E.H. als erster Tatverdächtiger festgenommen worden war.
Zusammen mit diesem habe S. im Internet mit seinem Computer nach Anleitungen von Bomben recherchiert. Nach diesen Anleitungen seien die bei den missglückten Anschlägen verwendeten Spreng-Brandvorrichtungen zusammengebaut worden. Der Tatverdacht gegen S. ergebe sich im Wesentlichen aus Angaben des im Libanon einsitzenden Jihad H., die durch Ermittlungen im Umfeld des ersten Tatverdächtigen bestätigt würden.

Artikel vom 28.08.2006