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Kommentar
Korruption in Deutschland

Hände allzu willig gefüllt


Ob Möbel oder Fernsehgeräte, Joghurt oder Schnaps: Was der Verbraucher bei seinem Händler nicht sieht, das kann er auch nicht kaufen. Die Listung ist das A und O des Vertriebs. Die meisten Kunden gehen davon aus, dass sich die Biermarke A, von der gleich zwei Paletten unmittelbar im Kassenbereich platziert sind, allgemein besonderer Beliebtheit erfreut. Das Gleiche gilt für das Puddingpulver B, das im Supermarkt-Regal ganz bequem in Augenhöhe auf den Zugriff der Käufer wartet.
Dass Lieferanten für die Platzierung bezahlen, ist nur Insidern bewusst. Fließt Geld an den Händler, ist das nicht ein Mal verboten. Oft aber halten korrupte Einkäufer auch privat ihre Hand auf, die von korrupten Verkäufern willig gefüllt werden.
Wo der Abnehmerkreis begrenzt ist, scheint die Gefahr der Korruption noch größer. Das gilt für Autokonzerne und ihre Zulieferer ebenso wie für die Medizintechnik und die Krankenhäuser oder die Bauabteilung einer Firma und die Bauwirtschaft.
Ein Generalverdacht wäre ungerecht. Doch im Augenblick ist ausgerechnet die Wirtschaft dabei, den -ĂŠnoch relativ guten - Platz 16 Deutschlands auf dem Korruptionsindex von Transparency International zu verspielen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 28.08.2006