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Der Geburtstag ist ein guter Anlass, sich zu erinnern, welche Kraft und Möglichkeiten in NRW stecken.

Leitartikel
Nordrhein-Westfalen feiert

Rhein, Ross
und Rose fest
verankert


Von Reinhard Brockmann
Bis zu zwei von 18 Millionen NRW-Landeskindern haben trotz durchwachsenen Wetters an diesem Wochenende mit den Füßen für Nordrhein-Westfalen gestimmt. Unpolitisch, dafür mit Herz und Heimatgefühl haben sie in Düsseldorf einen 60. Geburtstag gefeiert, der auf eine Zweckehe in der Not zurückgeht. Gerade deshalb um so bemerkenswerter.
Zehnmal länger währt die Geschichte des kleinsten Landesteils, nämlich Lippe, der erst im Februar 1947 dazu kam. Dennoch sind heute Rhein, Ross und Rose im Landeswappen wie im Bewusstsein der Nordrhein-Westfalen fest verankert.
Nie ein Glückskind gewesen, lange Zeit sogar Sorgenkind, erlebte NRW Hunger und Not, gefährliche Schwerstarbeit unter Tage und am Hochofen, schließlich eine Strukturkrise in den 70er und 80er Jahren, deren Nachhall heute noch zu vernehmen ist. Daneben gab es früh schnelle Fortschritte in der Versorgung, was prompt eine erste Fress- und Konsumwelle auslöste. Es folgte die große Zeit der Kumpel und anderer gut bezahlter Industriearbeiter.
Soweit die alles in allem junge Landesgeschichte, aber soeben macht das Bindestrichland einen neuen Entwicklungsschub durch. NRW ist vital wie eh und je. Diesmal sind es CDU und FDP, die Vieles neu prägen. Sie lösen eine SPD ab, die diesem Land auch viel Gutes hat zukommen lassen und ihm mit Übervater Johannes Rau ein »Wir-Gefühl« aus dem Nichts verpasst hat, deren Zeit aber momentan erst einmal abgelaufen zu sein scheint.
Schwarz-Gelb reißt rigoros am Ruder und die Erfolge stellen sich so schnell ein, dass sie kaum auf den politischen Farbenwechsel in Düsseldorf allein zurückgeführt werden können.
Der wirtschaftliche Aufschwung lässt nordrhein-westfälische Mittelständler mit mehr Optimismus in die Zukunft blicken. Gemäß einer bundesweiten Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young äußern sich in keinem Bundesland so viele Unternehmen positiv über ihre Geschäftslage wie in NRW. Passend zum Geburtstag, aber nicht von dieser Landesregierung bestellt, kommen die Experten zu dem Schluss, NRW sei Aufsteiger des Jahres. Nirgendwo gäbe es so viel Lob für die Standortpolitik der Bundesregierung (!) heißt in der Studie. In der Bewertung der allgemeinen Rahmenbedingungen für Unternehmen gab es den zweiten Platz hinter Baden-Württemberg.
Das ist zumindest stimmungsmäßig mehr als Rüttgers und Co. zu erträumen gewagt haben. Vor der Landtagswahl war die Devise ausgegeben worden, man wolle Bayern und Baden-Württemberg bei den harten wirtschaftlichen Kennzahlen in zehn Jahren überholen. Nach der Wahl, angesichts der gewaltigen zu lösenden Aufgaben, klang das dann schon viel bescheidener.
Es gibt Grund zu Feiern. Das Potenzial ist da. Der runde Geburtstag ist ein guter Anlass, sich zu erinnern, welche Kraft und Möglichkeiten in NRW stecken. Man muss sie nur fördern.

Artikel vom 28.08.2006