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Forscher finden Eismumie

170 Wissenschaftler wollen Krieger untersuchen


Von Caroline Bock
Berlin (dpa). Sie gilt als »Sensationsfund« und fasziniert die Forscher ähnlich wie der berühmte »Ötzi«: Ein internationales Team um das Deutsche Archäologische Institut (DAI) hat in der Mongolei eine etwa 2500 Jahre alte Eismumie geborgen. Die Archäologen seien in 2600 Metern Höhe auf einen intakten Grabhügel mit kunstvollen Grabbeigaben gestoßen, berichtete DAI-Präsident Hermann Parzinger gestern. Die Skythen waren ein indoeuropäisches Reitervolk, das in den weiten Steppen Eurasiens lebte.
Bis auf das Gesicht ist die Mumie des Kriegers, der wohlhabend gewesen sein muss, ungewöhnlich gut erhalten. Sogar die Filzhaube ist noch intakt, auch Tätowierungen sind erkennbar. Fast 170 Wissenschaftsdisziplinen können sich nun mit dem Fund, der großenteils nach Ulan Bator geflogen wurde, beschäftigen. Selbst der Mageninhalt der zwei Pferde, die neben dem Krieger begraben waren, bietet Stoff fürs Labor. Die »Eiskurgane«, die Grabhügel im entlegenen Altai-Gebirge im Dreiländereck China, Russland und Mongolei, interessieren die Fachleute schon seit Jahrzehnten. Drei Mal suchten die Archäologen auf ihrer wochenlangen Expedition vergeblich. Auch das ZDF-Team, das diese begleitete, war schon enttäuscht. Dann stießen die Forscher auf den mit zwölf Metern Durchmesser größten Hügel des Ausgrabungsortes.
Ausgerechnet dieses Grab war nicht geplündert und enthielt sogar noch 2500 Jahre alte Fleischreste und Geschirr. Die Mumie, die auf dem Eis konserviert wurde, ist in einen Pelz aus Murmeltierfell und mit Filzstiefeln gekleidet. Außerdem lagen unter den Balken aus Lärchenholz noch ein Dolch und ein Bogen samt Köcher mit Pfeilen. »Ein fantastischer Fund«, schwärmte Parzinger bei der Vorstellung im Auswärtigen Amt, zu dem sein Institut gehört. Das Grab war noch nicht einmal besonders schmutzig. »Man musste nur ein bisschen Staub wegkehren, dann war es fertig.«
Parzinger erhofft sich nun neue Erkenntnisse zur vorchristlichen »Pazyryk«-Kultur (5. bis 3. Jahrhundert v. Chr.). Der DAI-Präsident sieht die Eismumie aber nicht ganz in einer Liga mit dem Mann aus den Ötztaler Alpen. »Der Ötzi ist eine andere Kategorie.« Dieser ist mit 5000 Jahren doppelt so alt und außerdem besser erhalten. Dennoch gilt die Eismumie aus der Mongolei als hochinteressant.

Artikel vom 25.08.2006