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Rechtsradikale Attacke war
vom Opfer frei erfunden

Angriff auf Marokkaner ist endlich aufgeklärt


Bielefeld (hz). Monate lang hatte das angebliche Überfallopfer die Fahnder vom Staatsschutz der Polizei belogen, nun ist die »Attacke von Rechtsradikalen«, mit der Bielefeld bundesweit in die Schlagzeilen geraten war, aufgeklärt. Den Angriff mit einer Schere auf einen Marokkaner (43) im Ravensberger Park hat es am 28. Mai nie gegeben. »Die Geschichte war frei erfunden«, sagte Polizeisprecher Michael Waldhecker.
Vergangenen Dienstag hatte der 43-Jährige ein Geständnis abgelegt. Die Attacke von zwei Jugendlichen habe er sich ausgedacht, um offenbar die Familienehre zu retten: Die Stichverletzungen an Brust, Bauch und einem Oberarm waren dem in Altenhagen lebenden Marokkaner beim Streit vom Bruder zugefügt worden.
Die Staatsschützer waren seit langem misstrauisch gewesen, hatten dem 43-Jährigen aber nicht das Gegenteil beweisen können. So waren die Ermittlungen von Anfang an von Merkwürdigkeiten überschattet gewesen. Nach dem angeblichen Überfall im Park hatte sich das leicht verletzte »Opfer« nicht an die Beamten der benachbarten Polizeiinspektion Ost am Kesselbrink gewandt, sondern war direkt ins Krankenhaus gegangen. Erst von dort aus alarmierte man am 28. Mai die Ordnungshüter.
Doch auch nach zwei Spürhundeinsätzen wurden die Fahnder nicht schlauer: Weder Tatwaffe noch Blutspuren waren zu finden. Zeugen, die am »Tattag« zur »Tatzeit« im Park waren, hatten nichts gesehen. - Gegen den Marokkaner ist jetzt ein Strafverfahren wegen falscher Verdächtigung eingeleitet worden. Sein Bruder wird sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen.

Artikel vom 24.08.2006