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Das Team im Kopf:
Hoy schonte ihr Pferd

Reiter-WM: Gold-Triumph in der Vielseitigkeit

Von Susanne Kappmeier
Aachen (WB). Zum ersten Mal hat eine deutsche Mannschaft die WM im Vielseitigkeitsreiten gewonnen. Nachdem das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Athen seine Goldmedaille wieder abgeben musste, stand in Aachen ganz klar die sportliche Revanche auf dem Programm.

Und der Plan ging auf: Mit reichlich Abstand zu den Briten, die Silber gewannen und auch vor den favorisierten Australiern, die den Amerikanern ganz knapp die Bronzemedaille abjagten, gab es Gold für die frenetisch gefeierten deutschen »Buschreiter«.
Bettina Hoy auf »Ringwood Cockatoo«, Ingrid Klimke auf »Sleep Late«, Frank Ostholt auf »Air Jordan« und Hinrich Romeike auf »Marius« hatten schon nach der Dressur klar in Führung gelegen, ihre Spitzenposition im Gelände noch weiter ausgebaut, und ließen sich den Sieg auch im Jagdspringen nicht mehr nehmen.
Den Einzeltitel gewann die erst 24 Jahre alte Zara Phillips, die damit sogar ihre Mutter, Prinzessin Anne, toppte, die 1971 Euro-pameisterin in der Vielseitigkeit geworden war. Die Enkelin der Queen, die mit ihrem 13-jährigen Fuchs Toy Town bereits nach dem Gelände in Führung lag, hatte lange bei ihrer Freundin und Nachbarin Bettina Hoy trainiert, die in Aachen als heißeste Anwärterin auf den Einzeltitel galt.
Die »Olympiasiegerin der Herzen« lag nach der Dressur auf Platz eins, opferte ihre Führungsrolle jedoch im Gelände. »Als ich merkte, das Ringwood Cockatoo müde wurde, habe ich zwei Alternativen gewählt, um das Teamergebnis nicht zu gefährden«, erklärte die in England lebende Hoy.
Durch die Zeitfehler lag sie dann noch chancenreich nur zwei Punkte hinter Zara Phillips auf dem zweiten Rang. Zwei Abwürfe und Zeitfehler im abschließenden Springen warfen sie in der Einzelwertung auf Rang sechs zurück.
Hinter dem Australier Clayton Fredericks auf »Ben Along Time« und der US-Amerikanerin Amy Tryon auf »Poggio« verpasste der Warendorfer Frank Ostholt auf Platz vier ganz knapp die Bronzemedaille. Fünfter wurde der reitende Zahnarzt Hinrich Romeike (Nübbel), der sowohl im Gelände als auch im Parcours strafpunktfreie Runden geliefert hatte.
Ingrid Klimke (Münster), nach der Dressur auf Platz zwei, musste ihre Hoffnungen auf eine Einzelmedaille im Gelände begraben, weil bei ihrem Pferd »der Tank leer war«, wie sie sagte. Trotz einer strafpunktfreien Runde im Parcours lieferte sie am Ende das Streichergebnis des deutschen Weltmeisterschafts-Mannschaft.
Vielseitigkeit, Endstand Mannschaftswertung: 1. Deutschland (Bettina Hoy/Gatcombe/England mit Ringwood Cockatoo, Ingrid Klimke/Münster mit Sleep Late, Frank Ostholt/Warendorf mit Air Jordan, Hinrich Romeike/Nübbel mit Marius) 156,00 Strafpunkte, 2. Großbritannien 180,00, 3. Australien 197,30, 4. USA 198,10, 5. Schweden 218,20, 6. Neuseeland 221,70
Einzelwertung: 1. Zara Phillips mit Toy Town 46,70 Strafpunkte, 2. Clayton Fredericks mit Ben Along Time 48,80, 3. Amy Tryon mit Poggio 50,70, 4. Frank Ostholt 50,90, 5. Hinrich Romeike 52,40, 6. Bettina Hoy 52,70 Punkte, 34. Ingrid Klimke 96,70

Artikel vom 28.08.2006