24.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Richtlinien der Verbände gehen über EU-Bio hinaus

Lebensmittel bewusst einkaufen: Experten am Telefon

Bielefeld (WB). Alles Bio oder was? Brigitte Dörhöfer von der Verbraucherzentrale in Bielefeld, Thomas Ingensand vom NRW-Verband Bioland und Carsten Schumacher von der Gärtnerei Duftgarten in Hüllhorst stellten sich gestern den Fragen der Leser dieser Zeitung.

Wie kann ich an einem Produkt erkennen, ob es sich um ein Bio-Produkt handelt?Dörhöfer: Auf jedem Bio-Produkt muß die Kontrollnummer einer Ökokontrollstelle angegeben sein. Beispiel: DE-001-Öko-Kontrollstelle. Als Mindestanforderung für Bio-Produkte gelten die EU-Bio-Richtlinien. Produkte, die diesem Mindeststandard entsprechen, werden durch das sechseckige Öko-Siegel kenntlich gemacht, auf dem steht: »nach EG-Öko-Verordnung«. Desweiteren können Siegel von deutschen Öko-Anbau-Verbänden oder Öko-Handelsmarken-Siegel der einzelnen Handelsketten abgebildet sein. Eine Übersicht über alle bestehenden Siegel ist bei der Verbraucherzentrale Bielefeld erhältlich.

Wie werden Bio-Betriebe und Bio-Verarbeiter kontrolliert?Ingensand: Jeder Betrieb und Verarbeiter wird ein Mal im Jahr von einer unabhängigen Kontrollstelle auf die Einhaltung der EU-Bio-Richtlinien kontrolliert. Gehört ein Betrieb einem Verband an, wird zudem die Einhaltung der Verbands-Richtlinien kontrolliert. Alle unabhängigen Kontrollstellen sind der Landeskontrollbehörde Düsseldorf/Landesamt für Ernährung und Jagd untergeordnet. Das ist die »Kontrolle der Kontrolle«.

Kann man Bio-Produkte mit Schale essen?Schumacher: Bio-Produkte werden ohne Einsatz von Chemikalien erzeugt. Man sollte jedes Produkt vor dem Verzehr unter fließendem Wasser waschen, da sie der normalen Belastung in der Atmosphäre ausgesetzt sind. Danach ist der Verzehr unbedenklich.
Wie erkenne ich auf einem Wochenmarkt, ob es sich um ein Bio-Produkt handelt? Schumacher: Am Stand müssen die EG-Kontrollnummer und der Name des Standbetreibers erkennbar angebracht und das Produkt als Bio ausgewiesen sein.

Wo kommen auf ein Mal die ganzen Bio-Produkte in den Discountern her? Ingensand: Auf den kurzfristigen Nachfrageschub kann die heimische Produktion nicht reagieren. So kommen vielfach Rohstoffe aus dem europäischen Ausland. Bis ein konventioneller Umstellungsbetrieb erste Produkte als »bio« vermarkten kann, vergehen in der Regel zwei bis drei Jahre.

Wie sicher sind ausländische Bio-Produkte?Dörhöfer: In Europa wird nach EU-Öko-Richtlinien produziert. Auch viele nichteuropäische Erzeuger orientieren sich an diesem Standard, um in die EU zu liefern.

Wie unterscheiden sich EU- und Verbands-Bio-Richtlinien?Ingensand: Richtlinien von Verbänden wie zum Beispiel Bioland oder Demeter sind historisch gewachsen und von Landwirten selber entwickelt. In einigen Bereichen liegt das Niveau der Verbände oberhalb der EU-Verordnung.

Artikel vom 24.08.2006