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Gefeierter Experimentalfilmer

Matthias Müller beschloss die Kunsthallen-Sommerakademie


Bielefeld (bp). Seit drei Jahren ist er Professor für Experimentalfilm an der Kunsthochschule für Medien in Köln, die Liste seiner Preise ist ellenlang: Matthias Müller (45) setzte mit seinem Filmabend »Pictures« den Schlusspunkt unter die Sommerakademie »Bauhaus.Bielefeld« - vor einem voll besetzten Saal der Kunsthalle.
Prof. Dr. Martin Deppner, Dekan des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld, führte in Müllers filmisches Werk ei, schlug dabei einen Bogen zu den Arbeiten Robert Rauschenbergs, dessen Bilder »aus den Rahmen traten« - eine Kombination von Malerei und Objekten. Auch Müller würde »Illusionsräume« schaffen - »Pictures« würden keine Ausblicke ermöglichen, sondern Einblicke in eine Innenwelt. Matthias Müller habe, so Deppner, über die Literatur zum Experimentalfilm gefunden, er beziehe Künstlichkeit mit in seine Arbeiten ein, entdecke verschüttete Strukturen - etwa in Filmmaterial aus den 1950er Jahren - wieder. Deppner: »Matthias Müller seziert, zerschneidet Filmmaterial, strukturiert es um und findet neue Aspekte.«
Müller zeigte eine Auswahl von verstörenden, sinnlichen und anregenden Filmen. Seine Filme sind nie belehrend. Erstmals in Bielefeld gezeigt wurde sein Film »Kristall«, der Ende Mai den Großen Preis »canal+« für den besten Kurzfilm in Cannes bekam. »Kristall« ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Christoph Girardet. 500 Klassiker der Filmgeschichte haben die beiden Künstler für »Kristall« gesichtet, heraus kam ein Zusammenschnitt von 14 Minuten. Hauptmotiv ist der Spiegel, in dem sich Szenen zeigen: Paare, die sich küssen, Männer, die sich betrachten, Frauen, die sich schmücken. Heraus gekommen ist ein Melodram in klaustrophobisch anmutenden Spiegelkabinetten.
Angesichts des regen Publikumsinteresses - die »Sommerakademie« hatte insgesamt mehr als 600 Besucher - betonte Kunsthallen-Direktor Dr. Thomas Kellein: »Das Bauhaus in Bielefeld lebt.«

Artikel vom 25.08.2006