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Auch Klöden
verlässt T-Mobile

Staatsanwalt ermittelt gegen Ullrich

Berlin (dpa). Tour-Star Andreas Klöden verlässt T-Mobile in Richtung Astana-Team, während für Jan Ullrich nun das Ungemach im Doping-Skandal erst richtig beginnt.

Wie Oberstaatsanwalt Fred Apostel dem Nachrichtenmagazin »Focus« bestätigte, hat die Bonner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Ullrich sowie dessen Betreuer Rudy Pevenage und den ehemaligen Teamgefährten Oscar Sevilla aus Spanien aufgenommen. Unter Aktenzeichen 430 Js 936/06 haben die Ermittler ein Verfahren wegen des Verdachts auf Betrug zum Nachteil des T-Mobile-Rennstalls eingeleitet.
Der in die Doping-Affäre um den spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes verstrickte deutsche Radprofi muss nun mit dem Ende seiner langen Karriere rechnen. »Ullrich blüht eine lebenslange Sperre. So wie sie der Welt-Antidopingcode vorsieht«, sagte der Präsident des Weltradsportverbandes UCI, Pat McQuaid. Ullrich akzeptierte unterdessen nach Informationen des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« die am 20. Juli ausgesprochene Kündigung durch das Team T-Mobile. Damit verzichte er auf eine Abfindung in Millionenhöhe, so das Blatt.
Mit dem Betrugsverfahren hatten die Staatsanwälte auf eine Strafanzeige der ehemaligen Leichtathletin Britta Bannenberg reagiert. Die Professorin für Strafrecht und Kriminologie in Bielefeld hatte die beiden Radprofis und den Berater angezeigt, weil »der Sport in Deutschland sauber bleiben« müsse. Ob die Prüfungen zu weiteren Maßnahmen Anlass geben, ließ Oberstaatsanwalt Apostel offen. Ermittler warten derzeit offenbar auf Telefon-Überwachungsprotokolle aus Spanien, die die Verbindung zwischen Ullrich und Fuentes belegen sollen.
Zu Ullrichs Akzeptanz der Kündigung heißt es, Schuld daran sei eine Äußerung seines Managers Wolfgang Strohband. Dieser hatte erklärt, Ullrich werde für T-Mobile mit Sicherheit nicht mehr in den Sattel steigen, dieses Kapitel sei endgültig abgeschlossen.
Damit habe Strohband den finanziellen Forderungen seines Klienten die Grundlage entzogen, berichtete der »Spiegel«. Um den Anspruch auf eine Abschlusszahlung zu wahren, hätte sich Ullrich vorerst weiter anbieten müssen, weil sein Vertrag noch bis Ende 2006 lief. Ullrich hatte bei T-Mobile jährlich 2,5 Millionen Euro verdient.
Während sich der Rennstall in der Ullrich-Affäre zumindest finanziell schadlos halten kann, haben die Bonner mit dem Weggang des neuen Tour-Stars Klöden einen schweren Rückschlag erlitten. Der 31 Jahre alte Dritte der Tour de France unterschrieb am Wochenende ebenso wie sein Gefährte Matthias Kessler beim kasachischen Astana-Team, dem Nachfolger des in den Doping-Skandal verwickelten Liberty-Seguros-Teams, einen Zweijahres-Vertrag. »Entscheidend war, dass in in eine starke Mannschaft kommen werde, in der ich in der nächsten Saison weit kommen kann«, begründete Klöden seinen Schritt, der ihn zu seinem ehemaligen Teamkollegen Alexander Winokurow führt.
»Zunächst einmal ist das eine professionelle Entscheidung, die wir respektieren«, reagierte der künftige General-Manager von T-Mobile, Bob Stapleton. »Wir haben Klöden in diesen schweren Zeiten für den Radsport insbesondere in Deutschland und in einem Team, das klare Richtlinie hat, eine exponierte und verantwortungsvolle Position angeboten. Wir akzeptieren, dass er diese offenbar nicht tragen kann oder will.
Unter diesen Voraussetzungen ist es sicherlich für beide Seiten die richtige Entscheidung, sich zu trennen«, betonte Christian Frommert, Leiter Sportkommunikation bei T-Mobile. Hingegen hatte Tour-Etappensieger Kessler kein neues Angebot von T-Mobile erhalten.

Artikel vom 28.08.2006