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Ein Fehler und ein Ausritt:
Schumacher verliert Platz zwei

Formel 1 in der Türkei: Weltmeister Alsonso führt jetzt mit 12 Punkten

Istanbul (dpa). Ein fataler Fehler von Ferraris Strategie-Guru Ross Brawn und ein Ausritt ins Gras haben Michael Schumacher im Titelrennen trotz einer brillanten Verfolgungsjagd weitere wertvolle Punkte gegen den spanischen Spitzenreiter Fernando Alonso gekostet.

Der siebenmalige Formel-1-Weltmeister büßte beim »Großen Preis der Türkei« durch eine späte Abfertigung beim parallelen Boxenstopp mit seinem Kollegen Felipe Massa während einer Safety-Car-Phase den sicheren zweiten Platz ein. »Die gute Nachricht für das Team ist, dass einer das Wochenende rettete, obwohl es der andere vergeigt hat«, lobte Schumacher selbstkritisch den erstmals siegenden Massa.
Massas Grand-Prix-Triumph vor 70 000 Zuschauern« und die erstmalige Führung in der Konstrukteurswertung waren angesichts dieses Rückschlags nur ein schwacher Trost. Renault-Rivale Alonso baute durch seinen geschenkten zweiten Rang den WM-Vorsprung weiter aus. »Das ist wie ein Sieg für uns«, jubelte Renault-Teamchef Flavio Briatore.
Nach 14 von 18 Saisonläufen führt Alonso die Fahrer-WM (108 Punkte) mit zwölf Zählern vor Schumacher (96) an. Der 37 Jahre alte Kerpener kann damit den Spanier beim prestigeträchtigen Ferrari-Heimrennen in 14 Tagen in Monza, bei dem auch das Geheimnis um seine Grand-Prix-Zukunft gelüftet werden soll, nicht überholen. Massa festigte seinen dritten Gesamtplatz (62).
Der Brasilianer gewann das Hitzerennen auf dem 5,338 Kilometer langen Kurs in 1:28:51,082 Stunden. »Fantastisch, zauberhaft«, jubelte der 25 Jahre alte Massa über sein perfektes Wochenende mit Pole-Position und Grand-Prix-Gewinn. »Ich habe für diesen Augenblick so geschuftet. Ein Traum ist wahr geworden.« Schumacher lobte seinen Assistenten: »Ein toller Job von Felipe, der keinen Fehler gemacht hat.«
Der 5,575 Sekunden zurückliegende Titelverteidiger Alonso bewies, dass Renault auch ohne Schwingungsdämpfer, dessen Verbot unmittelbar vor dem Türkei-Rennen für viel Wirbel sorgte, konkurrenzfähig ist. Schumacher, der in der spannenden Schlussphase den Spanier wild attackierte, wies nach 309,356 Kilometer nur 81 tausendstel Sekunden Rückstand auf Alonso auf.
»In Kurve 8 habe ich die Zeit verloren, die ich nicht mehr aufholen konnte«, stufte Schumacher seinen Fahrfehler für die Niederlage als ebenso ausschlaggebend wie den verpatzten Boxenstopp ein. Für den davon profitierenden Alonso war »Michaels Problem die Schlüsselszene«. Mit der Safety-Car-Phase zuvor habe er zudem Glück gehabt. Brawn kritisierte Schumacher wegen des Ausritts: »Das war nicht sehr hilfreich.«
Der Technik-Direktor wies aber auch darauf hin, dass das Safety-Car für Ferrari zum falschen Zeitpunkt ausgerückt sei. »Schade, wir waren eindeutig schneller. Aber wir konnten unsere Piloten nicht gleichzeitig an der Box abfertigen.«
Ralf Schumacher lieferte eine gute Vorstellung: Der Toyota-Pilot aus Kerpen arbeitete sich trotz eines nicht selbst verschuldeten Startunfalls vom 15. auf den 7. Rang vor und holte so zwei WM-Punkte. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) reichte es im BMW-Sauber nur zum 14. Platz. Nico Rosberg musste seinen Williams-Cosworth in der 26. von 58 Runden wegen eines Motorproblems abstellen. Der 21 Jahre alte Wiesbadener fiel damit zum dritten Mal hintereinander aus. Für Kimi Räiokkönen im Mercedes-McLaren war das Rennen nach einem Fahrfehler früh zu Ende, Pedro da la Rosa holte als Fünfter wenigstens ein paar Punkte für das Team.

Artikel vom 28.08.2006