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Dieser Fall ist einmalig

Kündigung vom SCP: Schickhardt vertritt Luhukay

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Acht Tage lang herrschte Funkstille zwischen Ex-Trainer Jos Luhukay und Fußball-Zweitligist SC Paderborn 07. Seit dieser Woche gibt es wieder Kontakt. Der Holländer lässt sich nach den Schadenersatzforderungen seines Ex-Klubs von dem bekannten Sportrechtsanwalt Christoph Schickhardt vertreten.

»Mein Mandant hat in einem siebenseitigen Schreiben an den SC Paderborn dezidiert den Sachverhalt aufgearbeitet. Ich denke, es wird die handelnden Personen in Paderborn nachdenklich stimmen«, erklärte Schickhardt. Eine »Antwort« gab es am Donnerstagabend: Paderborn stellte dem Coach die außerordentliche Kündigung zu. »Der SCP wird in diesem laufenden Verfahren keine weiteren Stellungnahmen abgeben«, betonte Hauptgeschäftsführer Martin Hornberger.
Christoph Schickhardt, der in fast 25 Jahren bei mehr als 600 Verfahren vor dem DFB-Sportgericht juristisch tätig war, betritt mit dem »Fall Luhukay« ein Stück Neuland: »Dass ein Trainer auf alles verzichtet, alle persönlichen Interessen zurückstellt und für den auch nach dem Rücktritt das Wohl des Vereins an erster Stelle steht, ist für mich einmalig. Ich glaube, in Paderborn werden sie erst in ein paar Jahren merken, was für einen großartigen Menschen sie da auf der Bank hatten.« Damit meint der 51-jährige Ludwigsburger nicht nur die Tatsache, dass Luhukay auf sämtliche finanziellen Ansprüche verzichtet: »Er hätte seinen Vertrag ja auch einfach absitzen und auf seinen Rausschmiss warten können.«
Der frühere Sportjournalist, der am Sonntag in Kaiserslautern die Partie des FCK gegen den SC Paderborn 07 beobachten wird, hofft deshalb noch auf eine gütliche Einigung. »Wenn sich der erste Rauch verzogen hat, werden beide Seiten wieder aufeinander zugehen«, ist Schickhardt sicher.
Chancen für Schadenersatzforderungen des SCP sieht der Jurist nicht. Die Möglichkeit, dass der SCP in Kürze eine Ablösesumme für Luhukay erhält, schätzt er auch als gering ein: »Es gibt keine Anfragen anderer Klubs. Außerdem ist Luhukay noch so sehr mit Paderborn verbunden, da ist der Kopf noch gar nicht so frei, sich in eine andere Aufgabe zu stürzen.«
Schickhardt versucht zwar, die Wogen zu glätten (»Es wird von uns kein negatives Wort geben«), einen Seitenhieb konnte sich der Anwalt aber nicht verkneifen. »Er wäre gut beraten, sich gut beraten zu lassen«, hatte SCP-Präsident Wilfried Finke seinem scheidenden Coach mit auf dem Weg gegeben; Schickhardts Konter: »Herr Finke soll seinen Verein ordentlich führen und sich nicht meinen Kopf zerbrechen. Wir brauchen seinen Rat nicht.«
Mehr als 50 Bewerbungen auf die freie Stelle des Cheftrainers sind beim SCP eingegangen, Finke, Hornberger und Geschäftsführer Michael Born nahmen jetzt eine Sichtung vor und wollen von Montag an erste Gespräche führen. »Wir können uns eine interne oder externe Lösung vorstellen und sind in alle Richtungen offen«, sagte Hornberger. Die Suche nach einem Nachfolger für den Sportlichen Leiter Günther Rybarczyk wird nach Hornbergers Einschätzung länger dauern: »Der Kader steht, die meisten Spielerverträge laufen langfristig. Das hat Zeit.«

Artikel vom 26.08.2006