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Potthoff-Stiftung: Klage
gegen Arbeitsagentur

Vergabepraxis von Fördermitteln zweifelhaft


Bielefeld (ag). Die Stiftung Karl-Heinz Potthoff hat mit sieben weiteren Ausbildungsträgern aus Bielefeld Klage vor dem Oberlandesgericht eingereicht. Sie fühlen sich von der Bundesagentur für Arbeit bei der Vergabe von Ausbildungsfördermitteln übergangen.
Als Träger mehrerer Angebote zur Ausbildungsförderung von Jugendlichen bietet die Stiftung unter anderem die Ausbildungsbegleitenden Hilfen (AbH) an. Es ist eine Art Förderunterricht, bei dem Jugendliche von qualifizierten Mitarbeitern der Stiftung während ihrer Ausbildung begleitet und unterstützt werden. Bisher wurde das durch Fördergelder der Bundesagentur unterstützt Jetzt ist Schluss damit.
Am 31. August ist der Vertrag mit der Arbeitsagentur ausgelaufen und die Stiftung muss ihre Arbeit nach 18 Jahren in diesem Bereich einstellen. Der Grund für die Kündigung ist die neue Vergabepraxis der Agentur. Sie hatte sich dazu entschlossen, die ausbildungsbegleitenden Hilfen bundesweit auszuschreiben. Träger aus ganz Deutschland konnten entsprechende Angebote abgeben, den Zuschlag erhielt ein Anbieter aus Paderborn. »Der Preis steht dabei doch eindeutig im Vordergrund«, befürchtet Potthoff-Vorstandsmitglied Ulrich Kieselbach. Denn ein gemeinsam vorgelegtes Angebot der acht Bielefelder Verbände, das sich laut Kieselbach »an der Grenze des Verantwortbaren befindet», wurde von der Agentur abgelehnt. »Die jahrelange Erfahrung und die hohe Erfolgsquote bei der Arbeit mit Jugendlichen wurden bei der Vergabe völlig außer Acht gelassen.«
Für die Potthoff-Stiftung bedeutet der Wegfall der ausbildungsbegleitenden Hilfen, dass dringend benötigte Gelder in Zukunft fehlen werden. Es wird versucht werden müssen, den Verlust an anderer Stelle wieder aufzufangen, um Entlassungen der fünf Mitarbeiter zu vermeiden. Zudem würde die seit 1989 bestehende Zusammenarbeit mit vielen Bielefelder Betrieben gefährdet. Kieselbach: »Die Zielsetzung der Agentur für Arbeit, den Jugendlichen zu helfen, und die Realität passen absolut nicht zusammen.«
Insgesamt sind in Bielefeld 45 Vollzeitarbeitsplätze durch die Kündigung der AbH's gefährdet. Kieselbach: »Wir werden das nicht einfach so hinnehmen, schließlich sind wird den Jugendlichen etwas schuldig.«

Artikel vom 08.09.2006